Menschenraçen

[186] Menschenraçen. Die 800–1000 Millionen Menschen, welche unsere Erde bewohnen, theilt man nach ihren körperlichen Unterscheidungszeichen in 5 Hauptraçen: die kaukasische, amerikanische, die der Neger, Mongolen und Malaien. Erstere, auch europäische genannt, zeichnet sich durch eine starke Ausbildung des Gehirns und Schädels aus, die Stirne ist gewölbt und vorspringend, die Backenknochen und Eßwerkzeuge treten dagegen zurück. Der Haarwuchs, besonders der Bart, ist stärker als bei den übrigen Raçen, das Haupthaar weich und lang. Die Farbe der Haut ist weiß, d. h. mehr oder minder fleischfarbig, auf den Wangen geröthet, am stärksten aber auf den Lippen, wo die Blutfarbe auffallend hervortritt. Diese Eigenthümlichkeit der hellen Farbe ist allen Kaukasiern gemeinschaftlich, den Mauren in Nordafrika und den schwarzbraunen Andalusiern, so gut wie den Schweden etc. Dort tingirt die Sonne nur dunkler, und die Frauen, welche der Landessitte gemäß in den Zimmern bleiben, und nie ohne Schleier und Sonnenschirm ausgehen, sind von so blendendem Teint, wie das schönste Weib von England. Zu dieser kaukasischen Raçe gehören alle Europäer, alle Völker des höchsten Nordens von Asien und Amerika, so die Lappen und Eskimos, ferner die Baschkiren und Cirkassier, die Tartaren, Türken, Perser, die Bewohner des Kaukasus, selbst die Bewohner von Caschmir, Afghanistan, Arabien und endlich die Mauren in Nord-Afrika. – Die amerikanische Raçe scheint von [186] Kanada bis Patagonien nur äußerlichen Veränderungen unterworfen gewesen, sonst durchgängig ein und dieselbe zu sein. Die Schattirung der Farbe, welche vom dunkeln Kupferroth bis zur hellen des Europäers geht, weicht sonst in keine Nüance ab, wird nicht schwärzlich; das Haar, überall schlicht und straff herabhängend und schwarz, hat nirgends etwas Wolliges, der Bartwuchs ist nur gering, und die stark markirten Gesichtszüge mit hervorstehenden Backenknochen ähneln durchaus nicht unserm Stamme. Ihr Wohnsitz ist Amerika, mit Ausnahme des höchsten Nordens. – Der Negerstamm unterscheidet sich am auffallendsten von den andern durch das in dem Gesichte vorherrschende Thierische. Der Schädel ist von beiden Seiten zusammengedrückt, die Stirn tritt zurück, die Eßwerkzeuge sind bedeutend vorgeschoben; dieß zeigt sich am grellsten bei den Australnegern, denen die noch hinzukommende Verkümmerung des Körpers etwas widerlich Thierisches gibt. Der Neger in Afrika hat einen gedrungenen kräftigen Körperbau, viel Fleisch und bedeutende Muskelkraft; der Australneger aber dünne, oft häßlich geformte Gliedmaßen. Trotz dieses Unterschiedes scheinen der australische und der afrikanische Neger bei gleicher Schwärze der Haut, gleich wolligem Haar etc. zu einer Raçe zu gehören, die in Afrika und einem Theile Australiens ihren Wohnsitz hat. – Bei den Mongolen findet man ein plattes, breites Gesicht mit zurücktretender Stirne, vortretende Jochbeine, scheinbar schief stehende Augen, ferner eine schmutzig gelbbraune Farbe, schwarzes struppiges Haar, geringen Bartwuchs und große Leichtigkeit und Schnellkraft des Körpers. Zu ihrem Stamme gehören: die Bewohner von den Aleuten, viele Kamtschadalen, die Kalmucken, die Einwohner von Tibet, Butan, China und Japan. An diese reihen sich die Malaien, vielleicht nur ein Mischlingsgeschlecht, bei denen sich helle Farbe, krauses Wollhaar, vermischt mit seinem wirklichen Haar und aufgestülpte Nase zeigt. Nicht selten sind bei ihnen die edelsten, regelmäßigsten Gesichtszüge, ganz denen der Europäer gleichend. Sie bewohnen [187] Malacca, Malabar etc. und viele Inseln der Südsee. – Einige aus der Vermischung verschiedener Raçen hervorgehende Spielarten müssen noch erwähnt werden. Die von Negern und Weißen erzeugten Kinder heißen Mulatten, wobei es gleichviel ist, ob Vater oder Mutter schwarz ist, was bei den folgenden aber einen Unterschied bildet, da Mestizen nur diejenigen heißen, die von europäischen Vätern und amerikanischen Müttern stammen. Ferner nennt man Zambos, Kinder von Negern mit Amerikanerinnen, Kaksen, Kinder eines Mulattenpaares, Terzeronen, Kinder von Europäern und Mulattinnen, Kabern, Kinder eines Negers und einer Mulattin etc. etc. Es sind hier nur die Verbindungen zwischen Europäern, Negern und Amerikanern berücksichtigt, welche in ihren Unterabtheilungen noch Hunderte von Varietäten erzeugen. Außerdem existiren nicht wenige Spielarten der übrigen Raçen.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 186-188.
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