Nase

[366] Nase, der hervorragende Theil des Geruchorganes, das sich aber mit seinen Knochen und Höhlen tiefer in den Schädel erstreckt. Der in zwei Hälften getheilte, hinten in den Schlund sich öffnende, und mit den in den Knochen des Stirnbeins und Oberkiefers befindlichen Höhlen in Verbindung stehende Raum ist mit einer Schleimhaut überzogen, welche eine Feuchtigkeit absondert, in der sich die von riechenden Körpern trennenden Geruchstheilchen auflösen und auf diese Weise den in den Organen der Haut sich ausbreitenden Nerven mittheilen, von wo aus dem Gehirn, aus dem der Riechnerv seinen Ursprung nimmt, die Empfindung wird. Vertrocknet das Geruchsorgan, wie bei großer Hitze und Staub, so wird das Geruchsvermögen geschwächt, was auch in der ersten Periode des Schnupfens der Fall ist. In sofern ist dieser Sinn dem Geschmacksinne verwandt, mit dem er auch dadurch in Verbindung steht. daß die Schleimhaut beider eben so in einander übergeht, als die Nasenhöhle[366] in den Schlund mündet. Thiere und Naturmenschen haben einen weit schärfern Geruchsinn als kultivirte Menschen. – Die Nase ist für das Gesicht eine Zierde und die Form derselben tragt zur Physiognomie, diesem körperlichen Abglanze der Seele, wesentlich mit bei, so daß man nach der Bildung derselben eben so wie nach den Augen, auf das Geistige im Menschen zu schließen vermag. Es gibt römische, griechische, Adler-, Habichts-, Stülp- oder Stumpfnasen, eingedrückte, große, kleine, zugespitzte und herabgebogene Nasen, deren physiognomischen Werth zu bezeichnen, hier zu weit führen würde. Im Allgemeinen werde nur erwähnt, daß die römische Nase Nachdenken und Ernst, die griechische Freiheit und Verschlagenheit des Geistes, die Adlernase Kühnheit und Hoheit, die Habichtsnase Stolz und Ehrgeiz, die Stülpnase Lebhaftigkeit, Muthwillen und Freimüthigkeit, eine schmale, mittelmäßige Nase Erregbarkeit, Phantasie und Begeisterung verkünden. Ein durch Zufälligkeit und Verwundung der Nase beraubtes Gesicht hat etwas widriges, weßhalb man schon vor langer Zeit in Indien, seit Tagliacozzi auch in Europa eine jetzt zur Vollendung gediehene Kunst der Nasenbildung (Rhinoplastik) übte, durch die man den Verlust aus der Haut der Stirn oder des Armes zu ersetzen im Stande ist.

D.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 366-367.
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