Semipelagianer

[181] Semipelagianer d.h. halbe Pelagianer (s. Pelagianer), auch Massilienser genannt, weil Cassianus (s. d.) u. Gennadius von Massilia Hauptvertreter des Semipelagianismus waren, wollten in Betreff der Gnadenlehre den Augustinismus u. Pelagianismus als Extreme vermeiden, fielen jedoch in einen neuen Irrthum mit der Behauptung: der menschliche Wille müsse der göttlichen Gnade durch Erfassung des thatkräftigen Glaubens vorangehen, wenn eine Wiedergeburt zu Stande kommen soll und der Rathschluß Gottes in Bezug auf die Seligkeit der Auserwählten (vergl. Prädestination) gründe sich auf das Vorhersehen ihrer durch den Gebrauch der natürlichen Kräfte erworbenen Verdienste. Augustinus selbst schrieb sofort gegen die von Marseille aus in Gallien sich verbreitenden S., st. jedoch bald darauf (430); die Synoden von Orange (Arausio) 529 und Valentia (Valence) 530 aber verdammten den Semipelagianismus feierlich und setzten als Kirchenlehre fest: schon die ersten Keime des Glaubens seien eine Frucht der Gnade, die freie Gnade müsse vorhergehen, ehe der Mensch wahrhaft Gutes zu vollbringen vermöge, ja selbst die Wiedergebornen und Heiligen bedürften zur Beharrlichkeit im Guten stets der Gnade Gottes. Papst Bonifacius II. (530–532) bestätigte diese Beschlüsse.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 181.
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