[107] Dreschmaschine, findet in der Landwirtschaft Verwendung zum Entkörnen von Getreide, Hülsenfrüchten, Raps und auch Klee.
Die Körner werden aus den noch am Stroh festsitzenden Spelzen, Hülsen oder Schoten entfernt durch Druck oder Stoß. Beim Maschinendrusch fliegen die Körner aus den Hülsen,[107] ähnlich wie der Schmutz aus einem Besen, den man irgendwo aufschlägt. Man unterscheidet je nach der Art des Betriebes Hand-, Göpel- und Dampf- bezw. Motordreschmaschinen, der Wirkung nach einfache, die außer der Dreschvorrichtung eventuell nur mit Strohschüttlern ausgerüstet sind, und kombinierte (selbstreinigende) Dreschmaschinen, die außerdem noch Reinigungs- und Sortiervorrichtungen aufweisen. Nach der Art des Einlegens der Garben unterscheidet man Lang- und Breitdreschmaschinen, und nach den Einrichtungen zum eigentlichen Dreschen Stiften- und Schlagleistendreschmaschinen. Der Unterschied zwischen Hand-, Göpel- und Dampfdreschmaschinen besteht in der verschieden großen Leistungsfähigkeit, der mehr oder weniger vollkommenen Einrichtung und dem verschiedenen Antrieb, während die Anordnung der einzelnen Vorrichtungen so ähnlich ist, daß sie für alle Maschinen zusammen beschrieben werden können.
Es soll zunächst an einer kombinierten Dreschmaschine, und zwar einer der Firma Heinrich Lanz in Mannheim (Fig. 1 und 2), ein Einblick in das Wesen der Dreschmaschinen gegeben werden. Das zu dreschende Getreide wird oben bei A in die Maschine eingelegt. Die Trommel T erfaßt die Garben und drischt das Getreide zwischen den auf ihr befestigten Schlagleisten und dem sie im Halbkreis umgebenden, ebenfalls mit Schlagleisten versehenen und einstellbaren Dreschkorb K aus. Die Körner fallen durch den Dreschkorb, das Stroh wird auf die langen Strohschüttler B B geschleudert, von diesen ausgeschüttelt und noch eventuell durch die Heilbare Leiste g beeinflußt, nach dem linken Ende der Maschine gebracht, wo es auf den Nachschüttler N kommt, der es zum Binden (s. Strohbinder), Pressen (s.d.) oder Heben auf Feime (s. Strohelevator) abliefert. Kurzstroh, Körner, Spreu u.s.w., die vom Langstroh durch die Strohschüttler oder von der Trommel durch den Dreschkorb gefallen sind, werden durch das Sammelbrett P zu dem großen Holzsieb S geführt, durch das Körner und Spreu hindurchfallen, während das Kurzstroh, frei von Körnern, am linken Ende der Maschine zur Ablieferung kommt. Körner und Spreu werden darauf durch Sieb d in den Bereich des ersten, großen Gebläses G gebracht, das die Spreu unter die Maschine oder seitwärts in Körbe ausbläst. Die jetzt von Kurzstroh und Spreu gereinigten Körner gelangen über ein Unkrautsieb b in ein Becherwerk F und werden von diesem der am hinteren Teil der Maschine angeordneten zweiten Reinigung zugeführt. Grannenfrüchte (Gerste, Grannenweizen) und sonst sich schlecht aus den Hülsen lösendes oder etwas ausgewachsenes Getreide u.s.w. gelangt, wenn der Schieber a (Fig. 2) geschlossen ist, in den Entgranner E (Fig. 1 und 2), woselbst die Körner von den anhaftenden Grannen, Hülsen u.s.w. durch rotierende Messer befreit werden, und dann in den zweiten Siebkasten J, J. Nichtgrannenfrüchte (Roggen, Hafer u.s.w.) werden bei geöffnetem Schieber a direkt dem zweiten Siebkasten zugeführt, woselbst unter Einwirkung des vom zweiten Gebläse R kommenden Windstroms (Pfeilrichtung) die noch im Getreide befindlichen Beimischungen ausgeschieden und durch den Kanal M (Fig. 1) abgeführt werden. Das zum zweitenmal gereinigte Getreide gelangt von hier auf das Unkrautsieb U und dann durch einen Kanal in den Bereich der Saugreinigung K (Fig. 2), woselbst den Körnern in der Hauptsache der etwa noch anhaftende Staub und Schmutz entzogen wird. Getreide, das nicht sortiert werden soll, wird bei geöffnetem Schieber f und durch den Auslauf 3 direkt eingesackt. Bei geschlossenem Schieber f gelangt das Getreide in den Sortierzylinder C und wird durch diesen der Korngröße nach sortiert und in die Abteilungen 1, 2 und 3 bezw. in die angehängten Säcke abgeliefert.[108]
Reindrusch und Leistung hängen wesentlich von dem gleichmäßigen Einlegen des Getreides ab. Um das Personal vor Unglücksfällen beim Einlegen zu schützen, bedient man sich z.B. Schutzklappen, die offen stehen, solange der Einleger seinen Platz einnimmt, und geschlossen werden oder sich von selbst schließen und dadurch die Einlegöffnung vollständig überdecken, sobald er seinen Platz verläßt. Um unabhängig von der einlegenden Person zu sein und zugleich Unglücksfälle zu verhüten, werden für größere Maschinen öfters selbsttätige, aus rotierenden Zuführungstrommeln Z (Fig. 1) oder endlosen Bändern begehende Einleger verwandt.
Den Bau einer Schlagleistendreschtrommel zeigt Fig. 6. Das Ausgleichen der Gewichte ist zur Erzielung eines ruhigen Ganges wegen der hohen Geschwindigkeiten (1000 bis 1200 Umdrehungen in der Minute) sehr wichtig. Hierzu dienen die aus Fig. 3 ersichtlichen Böcke.
Die Stiftendreschtrommel besitzt an Stelle der Leuten eine Reihe von Stiften, die zwischen den Gegenstiften des Dreschkorbes, der sich auf einen kleineren Teil des Umfanges der Trommel erstreckt, hindurchschlagen (Fig. 4 zeigt einen Schnitt durch die Dreschtrommel und den Dreschkorb von Wilhelm Steeger, Vohwinkel, Rheinland).
Die verbreitetsten und besten Strohschüttler (B Fig. 1) bestehen aus einer Anzahl 23 m langer, siebartig durchbrochener Kästen, die durch mehrere Kurbeln so in Bewegung gesetzt werden, daß immer ein Schüttelkasten aufsteigt, wenn die zwei Nachbarschüttler niedergehen so daß das niedergehende Stroh von den aufzeigenden Schnittern einen kräftigen Stoß erhält. Für kleinere Leistungen (Hand- und Göpeldreschmaschinen) verwendet man als Strohschüttler vielfach schräg nach unten abfallende, eventuell in einfache Schwingungen versetzte Siebe (Fig. 5, in einer Ausführungsform von H.F. Eckert, A.-G., Berlin) mit verdecktem Antrieb oder endlose, mit Leisten besetzte Bänder, denen man dadurch eine Schüttelbewegung erteilen kann, daß die Rollen, über welche die Bänder laufen, unrund sind (Fig. 6, in einer Ausführung von Friedrich Richter & Co. in Rathenow). Bei manchen Maschinen sind hinter den Strohschüttlern Brech- bezw. Quetschwalzen u. dergl. vorgesehen, um hartes Stroh zum Verfüttern geeigneter zu machen.
Bei Einrichtungen zum Kleedreschen öffnet man am zweckmäßigsten die auf einer gewöhnlichen Dreschmaschine gewonnenen Köpfe auf einer besonderen Kleeenthülsvorrichtung, die darin besteht, daß man die Köpfe unter Druck einen langen Weg an einer rauhen Fläche zurücklegen läßt. Bei größeren Mengen Klee empfiehlt sich eine besondere Kleedreschmaschine. Der Preis einer solchen Kleedreschmaschine beträgt 2400 ℳ.
Größe und Preise sind sehr verschieden, je nach der Leistung. Eine Handdreschmaschine kostet im Mittel 100 ℳ., eine Göpeldreschmaschine ohne den Göpel (s.d.) 1242000 ℳ., eine[109] kombinierte Dreschmaschine ohne den Motor 14503800 ℳ. Die englischen Dampfdreschmaschinen sind [1] wegen des darauf lallenden Zolls und der Fracht 250600 ℳ. teurer als die gleichwertigen deutschen. Als Anhaltspunkt für die Leistung mag dienen [1], daß gute Dampfdreschmaschinen in der Stunde 1,54 t Garben bei Handeinlage marktfertig ausdreschen. Die Leistung einer Nutzpferdekraft pro Stunde beträgt bei Stiftendreschmaschinen etwa 1,11,6 t, bei Schlagleistendreschmaschinen für Weizen 0,751,5 t, für Gerste 2,1 t und für Hafer 5,4 t Garben. Zur Bedienung an der Dreschmaschine braucht man etwa 710 Personen. Bei den Selbsteinlegern können unter Umständen drei bis vier Mann gespart werden. Das Dreschen selbst berechnet sich pro Tonne Körner zu 36 ℳ.
Literatur: [1] Wüst, Landwirtschaftliche Maschinenkunde, 1889. [2] Perels, Die Anwendung der Dampfkraft in der Landwirtschaft, 1872. [3] Ders, Handbuch des landwirtschaftlichen Maschinenwesens, 1880. [4] Grundke, H., Landwirtschaftliche Maschinen auf der Weltausstellung in Paris 1900 (Zeitschr. d. Vereins deutscher Ingen. 1902). Ueber die Geschichte der Dreschmaschine s. Fritz, Handbuch des landwirtschaftlichen Maschinenwesens, 1880.
Wrobel.
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