Säuren

[554] Säuren, Wasserstoffverbindungen mit den Halogenen (Haloidsäuren) oder Wasserstoffsauerstoffverbindungen (Oxysäuren) oder Wasserstoffschwefelverbindungen (Sulfosäuren) mit einem elektronegativen Element oder Radikal.

Meistens röten sie Lackmusfarbstoff und schmecken sauer. Der Wasserstoff der Säuren ist durch Metallatome ersetzbar, es entstehen Salze (s.d.); je nach der Zahl der durch Metall ersetzbaren Wasserstoffatome spricht man von ein-, zwei- oder mehrbasischen bezw. mono-, di- u.s.w. hydrischen Säuren. Wenn aus mehreren Molekülen einer Oxysäure ein oder mehrere Moleküle Wasser austreten, entstehen die Anhydrosäuren; Säureanhydride nennt man Verbindungen, die keinen Wasserstoff mehr enthalten und die man sich ebenfalls durch Austritt von Wasser aus Säuren entstanden denken kann (z.B. H2SO4H2O = SO3 Schwefelsäureanhydrid).

Rathgen.

Die Säuren vermögen bei größerer oder geringerer Verdünnung Wasserstoffionen durch elektrolytische Dissoziation (s.d.) zu bilden. Da das H-Ion als das allen Säuren gemeinschaftliche für die Säureeigenschaften maßgebend ist, so hängt die Stärke der Säure von der Menge der vorhandenen H-Ionen, also ihrem Dissoziationsgrad, ab. Die stärksten und stärkst dissoziierten Säuren sind die anorganischen: Salzsäure, Brom- und Jodwasserstoff, Salpetersäure, schwächer ist Schwefelsäure und Flußsäure, noch viel schwächer Phosphorsäure; die organischen Säuren sind mit wenigen Ausnahmen noch erheblich schwächer als die meisten anorganischen. Zu den schwächsten bekannten Säuren gehören Schwefelwasserstoff, Kohlen-, Bor-, Blau-, Karbolsäure (Phenol). Die spezifischen Unterschiede der Säuren sind in der Natur der neben dem H-Ion vorhandenen Anionen begründet. – Vgl. a. Basen.


Literatur: Ostwald, Analyt. Chemie, Leipzig 1897; Ders., Zeitschr. f. physikal. Chemie, Bd. 3, 1889.

Abegg.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 554.
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