Schweineställe

[2] Schweineställe. Man unterscheidet Zuchtställe für die Aufzucht von Ferkeln, Ställe für Faselschweine oder Läufer, die zum Verkauf, zur Weiterzucht oder zur Mastung herangezogen werden, und Mastställe.

Der Raumbedarf beträgt: für ein Ferkel 0,3–0,6 qm, ein Kleinfasel- 0,8 qm, ein Großfaselschwein 1 qm, ein Mastschwein (ein bis zwei Stück in einer Bucht) 1,2–1,6 qm, eine Zuchtsau 3,9 qm, ein Eber 3,4–3,9 qm. Düngergänge zum Ausbringen des Mistes, zugleich zur Ferkelfütterung verwendbar, werden 1,5 m, Futtergänge 1 m breit. Stallhöhe je nach Zahl der Schweine 2,2–2,8 m. Stallwärme nach v. Rueff [2] für Mutterschweine 14–15° C, für Mastschweine 10° C. S.a. Lüftung der Ställe.

Bauart wie jene der Rindviehställe; wegen der starken Wasserausdünstung sind gewölbte Decken zu empfehlen. Fenster von Eisen möglichst dicht unter der Decke mit Kippflügeln zum Lüften. Türen zum Ein- und Austreiben der Herde 1,2–1,4 m breit, schlagen nach außen auf. Fußböden müssen wasserdicht und nicht zu kalt sein. Zu empfehlen Zementbeton, Asphalt und Holzpflaster. Gesperrte Lattenfußböden (s. Rindviehställe) sind seiten, weil teuer. Man macht die Latten 7,5/4 cm stark, den Zwischenraum für große Schweine 3, für Ferkel 2 cm.

Stalleinteilung. Die Schweine werden in Schweinekoben, Kosen, Kojen oder Buchten gehalten, d.h. in Abteilungen, die mit 1,2–1,4 m hohen Wänden umschlossen und durch Gänge zum Zutragen des Futters und Ausbringen des Düngers zugänglich gemacht werden. Die Wände der Buchten werden gewöhnlich aus Steinplatten oder Ziegelsteinen in Zementmörtel, 1/2 Stein stark, bei großer Länge mit Verstärkungspfeilern hergestellt. Die Grundrißanordnung ist verschieden, je nachdem die Schweine in der Bucht oder auf gemeinsamen Futterplätzen gefüttert werden. In letzterem Falle ordnet man größere Abteilungen, für jede Altersklasse getrennt, ringsum eine Futtertenne von 3,1 m Breite an, in deren Mitte ein fester Trog von 45–50 cm Breite steht, dessen Kanten für jedes gleichzeitig zu fütternde Tier 35–40 cm Länge erhalten.

Die Fütterungseinrichtungen bestehen nur in Krippen aus Steingut, emailliertem Gußeisen (s. Fig. 1 und 2), Sandstein oder künstlichem Zementstein, seltener Holz. Die Krippe steht ohne Erhöhung auf dem Fußboden und erhält zweckmäßig abgeflachte Ränder. Die Maße sind: Länge für ein großes Schwein 40–50 cm, für zwei Schweine 70–80 cm, für mehr als zwei Schweine (Faselschweine) je nach der Größe für das Stück 20–30 cm, Breite 35–40 cm. Die Abschlußwand zwischen Koben und Futtergang ist zweckmäßig ein eisernes Gitter; sie muß gestatten, die Schweine während der Reinigung und Füllung des Futtertroges abzusperren. Eine zweckmäßige Anordnung hierfür gibt [1], S. 388, Fig. 512. Für Ferkelfütterung werden vorteilhaft emaillierte gußeiserne Schüsseln oder Tröge verwendet, durch Bügel überspannt, welche Abteilungen für jedes Tier begrenzen und das Einsteigen verhindern.

Die Futterküche ist unentbehrlich, weil Schweine gekochtes oder gedämpftes Futter in lauwarmem Zustande erhalten. Wegen der vorhandenen Feuerung ist Ueberwölbung vorteilhaft.

Größe 0,3–0,4 qm auf das Schwein, jedoch nicht unter 15–20 qm. Das in Kesseln oder Fässern gekochte oder gedämpfte Futter wird in Stampftrögen gemischt und zu dickflüssigem Brei verarbeitet.

Eine Wärterwohnung wird seiten verlangt; wo sie vorkommt, liegt sie zweckmäßig über dem Stall, damit die Decke warm wird. Wo sie fehlt, wird ein Dachboden zur Aufbewahrung von Streustroh angeordnet.

Schweinehöfe dienen zur Bewegung der Schweine im Freien; sie erhalten mindestens die anderthalbfache Größe des Stalles und werden mit starker Holzumzäunung eingefriedigt. Der Hof wird in nächster Umgebung des Stalles[2] mit großen Steinen gepflastert. Tiefer gelegene Stellen werden zur Suhl, d.h. dem Wühlen in frischer Erde, freigegeben. Wenn es die Lage gestattet, schließt man in den Hof ein Stück Wasserfläche als Schwemme ein. Ein oder mehrere Reibpfosten, in den Hof gestellt, werden von den Schweinen gern zum Reiben benutzt, womit der Blutumlauf befördert wird.

Die Gesamtanordnung eines Schweinestalles wird durch den von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft empfohlenen Grundriß eines Musterentwurfs (s. Fig. 3) erläutert. In der Mitte liegt eine Reihe Mastbuchten, zu beiden Seiten je eine Reihe von Normalbuchten zur Zucht. Die Dunggänge an beiden Fronten werden durch niedrige, für den Wärter leicht übersteigbare Türen in Abteilungen zur Ferkelfütterung zerlegt. Die beiden Mittelgänge, nötigenfalls auch die Seitengänge, münden in die quer vorgelegte Futterküche. Die Giebel sind ohne Fenster und Türen, damit der Stall zwischen andre Ställe eingebaut werden kann.


Literatur: [1] Tiedemann, L. v., Das landwirtschaftliche Bauwesen, Handbuch, 2. Aufl., Halle a. S. 1891. – [2] Rueff, A. v., Bau und Einrichtungen der Stallungen und Aufenthaltsorte unsrer nutzbaren Haustiere, Stuttgart 1875. – [3] Engel, Fr., Handbuch des landwirtschaftlichen Bauwesens, 7. Aufl., Berlin 1885. – [4] Gehrlicher, Jahn und Klasen, Die Stallungen, Leipzig 1880. – [5] Wanderley, Die ländlichen Wirtschaftsgebäude, Karlsruhe 1887. – [6] Wagner, Neuere landw. Bauten in Mecklenburg, Deutsche Bauztg. 1896.

(† Tiedemann) Weinbrenner.

Fig. 1 (u. 2.)
Fig. 1 (u. 2.)
Fig. 3.
Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 2-3.
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