Trocknung von Gebäuden

[626] Trocknung von Gebäuden, ist für die rasche Nutzung und besonders für die Gesundheit der Bewohner von Bedeutung. Sie wird erreicht a) durch Abhaltung der äußeren Einflüsse, b) durch wirksamen Schutz gegen aufsteigende Feuchtigkeit im Innern; c) durch Abkürzung der natürlichen Trocknung der bei den Mauern, den Decken und Wänden verwendeten Baustoffe.

Die frühere Bauweise mit langsamer Aufführung des Gebäudes und genügenden Zeiträumen zur Erhärtung und Austrocknung war eine den damaligen Anforderungen entsprechende. Bei den heutigen gesteigerten Bauwerken und Güter Preisen ist nun aber eine tunlichst rasche Ausführung der Bauten mit Beobachtung aller gesundheitlichen Maßnahmen [1] geboten, wobei eine rasche Austrocknung allem voransteht. Im einzelnen ist zu erläutern: Zu a). Schon bei der Aufführung der Grundmauern ist auf Fernhaltung des Tagwassers von den Gruben hinzuwirken, um ein Auswaschen des Mauerwerks sowie Unterwaschungen und Senkungen zu vermeiden. Zugleich sind Vorkehrungen zu treffen, die eine Abhaltung der Feuchtigkeit bezwecken: 1. bei niederen Gebäuden können weitausladende Dächer, erhöhte Lage und schwaches Gefäll des Bodens um das Gebäude genügen. 2. Bei durchlässigem Boden und höheren Gebäuden ist eine Anpflasterung oder Belag von Steinplatten, Gußmörtel oder Asphalt u.s.w. von 90 cm bis zu 2,5 m Breite anzuordnen und für Ableitung des Wassers[626] zu sorgen. 3. Gegen das Eindringen der Erdfeuchtigkeit in das Mauerwerk dienen: äußerer Teeranstrich, Isolierschichten aus Klinkern in Asphalt gemauert, Erdbögen [2] mit dahinter liegendem Hohlraum. 4. Bei etwaigem Wasserandrang: Lettschichten von 30–40 cm Stärke, Luftdohlen [3] mit Gefäll und Abfluß. Zu b). Um dem Aufsteigen der Feuchtigkeit durch Anziehung und Saugfähigkeit der Mauersteine entgegenzuwirken, dienen: Rollschichten aus Klinkern in Zement gemauert, Isolierschichten aus Asphalt, Blei [9], Tafelglas, aus Asphalt- oder Teerpappe [5], mehrmaliger Teeranstrich auf der Oberschichte sämtlicher Grundmauern. Bei hohem Grundwasserstand sind außer den vorgenannten Sicherungen noch sogenannte Grundbecken unter dem Kellerboden anzuordnen [3a] und [2], S. 635, Fig. 755–758. Zu c). Die zur Aufführung der Mauern nötigen Baustoffe haben alle einen starken Gehalt an Wasser, das nur allmählich durch die Einwirkung der atmosphärischen Luft verdunstet. Dieser natürliche Vorgang kann abgekürzt werden [3b] 1. durch Zuführung erwärmter Luft entweder durch Heizkörper (lokal oder zentral) oder durch Gebläse, welche auf einzelne Stellen einwirken; 2. durch Zuführung von Kohlensäure mittels offener Koksöfen [3b], wobei gleichzeitig die frei werdenden Wasserdämpfe aufgesaugt werden; 3. durch Verwendung a) von Baustoffen, wie z.B. Zementmörtel, welcher zur Bindung das beigemengte Wasser benötigt und so eine raschere Trocknung herbeiführt; b) von Stoffen, die vor ihrer Verwendung ein Trocknungsverfahren durchgemacht haben und daher nur geringe Mengen Wasser enthalten. Hierher gehören: Gipsdielen und Spreutafeln, Zementdielen [6], Korkplatten [7], Duroplatten [8] und andre, welche in [4] eingehend aufgeführt sind.


Literatur: [1] Nußbaum, H.C., Das Wohnhaus und seine Hygiene, Leipzig 1909. – [2] Handb. der Architektur, III. Teil, Bd. 2, 1. Heft, Darmstadt 1891; Marx, E., Raumbegrenzende Konstruktionen, 12. Kap., Schutz gegen Feuchtigkeit, S. 410 ff. – [3] Baukunde des Architekten, Bd. 1, a) I. Teil, 5. Aufl., Berlin 1903, Koch, H., I. Maurerarbeiten, IX. Abschn., Keller und die Isolierung gegen Feuchtigkeit, S. 45–54; b) Büsing, F.W., VI. Abschn., Baumaterialien und Baukonstruktionen u.s.w. nach ihren gesundheitlichen Eigenschaften, 7. Unterkellerung, 8. Feuchtigkeit und künstliche Trocknung von Neubauten, S. 868 ff.; c) 2. Teil, XV. Abschn., Büsing, F.W., Materialien und innerer Ausbau vom Standpunkt der Gesundheitspflege, S. 656 ff. – [4] Großmann, Erw., Techn. Bauhandbuch, Hannover 1902, Bd. 2, I. Hochbauwesen, B. Aufbau, Kap. II, Mittel gegen aufsteigende Feuchtigkeit im Mauerwerk. – [5] Büscher und Hoffmann, Asphaltplattenfabrik Bahnhof Eberswalde und Halle a. S. – [6] a) Macks Gipsdielen, Ludwigsburg; b) Dr. Katz, Spreutafeln, Gipsdielenfabrik Cannstatt bei Stuttgart; c) O. Böcklens Zementdielen, Lauffen a. N.; d) J. Wygaschs Zementdielenfabrik, Beuthen, Oberschlesien. – [7] Grünzweig und Hartmann, Korksteinfabrik, Ludwigshafen a. Rh. – [8] Duroplattenfabrik in Konstanz. – [9] Liebel, A., Bauartikelfabrik, Düsseldorf-Rath.

Weinbrenner.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 626-627.
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