[881] Aspern, Dorf in Niederösterreich, Bezirksh. Groß-Enzersdorf, an einem linken Seitenarm der Donau, an der Dampfstraßenbahn Wien-Groß-Enzersdorf[881] gelegen, hat eine Zünderfabrik und (1890) 1062 Einw. 3 km östlich liegt das Dorf Eßling (s. d.). Östlich und nördlich breitet sich das Marchfeld aus, das im W. vom Bisamberg begrenzt wird.
Bei diesem stand seit 16. Mai 1809 die Armee des Erzherzogs Karl, der sich nach den unglücklichen Kämpfen bei Regensburg auf dem Umweg über Böhmen wieder nach der Donau zurückgezogen hatte, entschlossen, den strategisch wichtigen Punkt, wo sich die Straßen nach Böhmen, Mähren und Ungarn vereinigen, gegen Napoleon zu verteidigen. Die Franzosen waren 13. Mai in Wien eingerückt und standen, etwa 90,000 Mann stark, auf dem rechten Ufer der Donau, die sie zu überschreiten entschlossen waren (vgl. nebenstehendes Textkärtchen der Schlacht bei A.). Zum Übergangspunkt wählte Napoleon die Stelle, wo, etwa eine Meile unterhalb Wien, die Insel Lobau von zwei Armen der Donau umschlossen wurde. Am Mittag des 20. Mai begannen die Franzosen den Übergang über den nördlichen schmälern Flußarm und besetzten die Dörfer A. und Eßling; sie hatten bis zum Nachmittag des 21. etwa 32,000 Mann auf das linke Donauufer geschafft, und zwar so, daß Masséna bei A., Lannes bei Eßling und zwischen beiden die Reiterei unter Napoleon selbst standen, als Erzherzog Karl mit seiner ganzen Armee (87,000 Mann) zum Angriff schritt. Erst nach stundenlangem Kampf in den Straßen und in den Häusern, und nachdem der französische Reiterangriff an der Kaltblütigkeit der österreichischen Infanterie gescheitert war, gelang es dem Erzherzog Karl, die Franzosen aus A. hinauszudrängen; ihre Versuche, das Dorf wieder zu nehmen, mißlangen. Dagegen scheiterten die Angriffe der Österreicher auf Eßling, und die Franzosen behaupteten sich zwischen den beiden Dörfern. In der Nacht ließ Napoleon den größten Teil seines Heeres auf das linke Donauufer übersetzen und begann am Morgen des 22. Mai von neuem den Kampf; die 2 sterreicher suchten Eßling, die Franzosen A. zu erobern. Napoleon führte, während sein rechter Flügel Eßling verteidigte, sein linker in A. eindrang, seinen Hauptstoß im Zentrum mit um so größerer Entschlossenheit, als es inzwischen den Österreichern gelungen war, durch herabschwimmende Steinschiffe die große Brücke zu zerstören und dadurch Davout mit dem Rest des französischen Heeres jenseits festzuhalten. Marschall Lannes drang vor und drohte das österreichische Zentrum zu durchbrechen; da stellte sich, die Fahne in der Hand, der Erzherzog selbst an die Spitze der wankenden Bataillone, ließ die Grenadiere aus ihrer Reservestellung vorrücken, und nun wurden die Franzosen zurückgedrängt. Sie verloren A. und ihren tapfern Marschall Lannes. Napoleon ließ Eßling räumen und den Rückzug nach der Insel Lobau in der Nacht durch Masséna anordnen; dem Feinde wurden wenige Trophäen zurückgelassen. Die Österreicher haben weder am ersten noch am zweiten Tag ihre volle Kraft zur Ausnützung des Sieges eingesetzt, auch den Rückzug Napoleons nicht gestört. Die Ursache der Zurückhaltung des Erzherzogs Karl ist nicht völlig aufgeklärt. Daraus leitete August Menge (s. unten) das Recht ab, dem Erzherzog alle Feldherrngaben abzusprechen. Die Angaben über die beiderseitigen Verluste schwanken. Thiers gibt 1516,000 Mann für die französische, 2627,000 Mann für die österreichische Armee an; die österreichischen Schlachtberichte sprechen von 3045,000 Mann, die Napoleon an Toten, Verwundeten und Gefangenen verloren habe. Der moralische Erfolg des Sieges war weit größer als der strategische, der Nachweis der Besiegbarkeit des bis dahin Unbesiegten machte in der ganzen Welt den größten Eindruck. Die zweite Erhebung der Tiroler und das Aufflammen der Kriegslust in Norddeutschland hängt damit zusammen. Vgl. A. Strobl, A. und Wagram (Wien 1897); G. Smekal, Die Schlacht bei A. und Eßlingen (das. 1899); Saski, Campagne de 1809 en Allemagne et en Autriche (Par. 18991900, 2 Bde.); Menge, Die Schlacht bei A. (Berl. 1900).