Belfast

[589] Belfast (spr. bellfást), 1) Stadt (city) und Grafschaft (seit 1898) im nordöstlichen Irland, Hauptstadt von Ulster (früher zu den Grafschaften Antrim und Down gehörig), im äußersten Winkel der Bai von B., in die sich hier der Lagan ergießt. Über den 236 m breiten Fluß, der die eigentliche Stadt von der Vorstadt Ballymacarret trennt, führen vier Brücken. B. ist regelmäßig gebaut, hat breite Straßen, schöne Plätze und viele palastähnliche Gebäude (besonders in der Royal Avenue). Der untere (nördliche) Teil der Stadt ist Hauptsitz des Handels und Verkehrs; hier liegen die 1839–52 mit einem Kostenaufwand von mehr als 1/2 Mill. Pfd. Sterl. erbauten Docks. Die breite Hochstraße, der Donegal Place, Donegal Square und Royal Avenue enthalten die schönsten Läden. Die neue Vorstadt Malone mit vielen schönen Gebäuden liegt gegen S., die zahlreichen Fabriken im NW. der Stadt. B. hat unter seinen 74 Kirchen keine einzige, die älter ist als das 18. Jahrh., erwähnenswert sind nur die kath. St. Peterskirche (im gotischen Stil) und die Carlislekirche. Unter den öffentlichen Gebäuden ragen hervor die Gerichtshöfe mit anliegendem Zellengefängnis, das Zoll- und Postamt bei den Docks, das Rathaus und die Kasernen. Ein Glockenturm ist dem Andenken des Prinzen Albert gewidmet. Die Bevölkerung beträgt (1901) 348,965 Seelen (darunter nur 24,4 Proz. Katholiken); 1758 belief sie sich erst auf 8550 Seelen. Diesen Aufschwung verdankt B. wesentlich seiner Leinenindustrie und dem durch sie genährten Handel. Außerdem hat B. Eisengießereien, Maschinenbauwerkstätten, Schiffswerften (1901: 14 Schiffe von 46,936 Ton. gebaut), Seilerbahnen, chemische und Baumwollfabriken, Brauereien und Brennereien. Zum Hafen gehören (1901) 212 Seeschiffe von 161,906 T. Gehalt und 491 Fischerboote. Vom Auslande liefen 1901: 388 Schiffe, im Küstenhandel aber 10,545 Schiffe, zusammen von 2,499,995 T. Gehalt ein, insgesamt 10,705 Schiffe von 2,352,839 T. Gehalt aus. Insbesondere lebhaft ist der Verkehr mit Liverpool und Glasgow als Hauptvermittler des ausländischen Handels,-denn die direkte Ausfuhr[589] Belfasts ist nur unbedeutend (1900: 245,525 Pfd. Sterl.), dagegen hat sich die Ausfuhr von britischen und Kolonialprodukten neuerdings gehoben (958,066 Pfd. Sterl.). Die Einfuhr (besonders Flachs, Getreide, Leinengarn, Petroleum, Holz und Zucker) betrug 6,070,525 Pfd. Sterl. Zahlreich sind die Bildungsanstalten. Hervorzuheben sind: das Queen's College (1849 eröffnet), das theologische College der Presbyterianer (1853), das College der Methodisten (1868), ein katholisches College, die Academy (Gymnasium), die Kunstschule und mehrere gute Mittelschulen. Der Naturwissenschaftliche Verein besitzt ein Museum; es bestehen ein Verein für öffentliche Bildung, eine Bibliothek von 20,000 Bänden. Ein schöner botanischer Garten liegt dicht bei Queen's College. Ein Theater und die große Konzerthalle (Ulster Hall) verdienen Beachtung. Unter den Wohltätigkeitsanstalten sind zu erwähnen: ein öffentliches Armenhaus, ein Versorgungshaus, ein allgemeines Krankenhaus, eine Entbindungsanstalt, ein Kinderhospital, zwei Augenheilanstalten, ein Irrenhaus und eine Taubstummenanstalt. B. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Es ist erst 1604 von A. Chichester gegründet worden.

2) Hauptstadt der Grafschaft Waldo im nordamerikan. Staat Maine, an der Mündung des Penobscotflusses in die Bai, mit tiefem, inselgeschütztem, selten durch Eis gesperrtem Hafen, bedeutender Fischerei, Handel und (1900) 4615 Einw. – 3) S. Port Fairy.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 589-590.
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