Bengel [2]

[633] Bengel, Johann Albrecht, prot. Theolog, geb. 24. Juni 1687 zu Winnenden in Württemberg, 1713 Professor an der theologischen Schule in Denkendorf, 1741 Propst in Herbrechtingen, 1749 Prälat und Konsistorialrat in Alpirspach; gest. 2. Nov. 1752 in Stuttgart. Von bleibender Bedeutung ist B. durch seine Ausgabe des Neuen Testaments (Stuttg. 1734), insonderheit durch den angehängten »Apparatus criticus«, in dem er zuerst die handschriftlichen Zeugen für den neutestamentlichen Text nach Familien (asiatische und afrikanische) sonderte. In seinem durch meisterhafte Präzision des Ausdrucks ausgezeichneten Kommentar, betitelt: »Gnomon Novi Testamenti« (Tübing. 1742; hrsg. von Steudel, 8. Ausg. 1890; deutsch von Werner, 3. Aufl., Basel 1876; von Kübel u. a., Gotha 1891–94), leidet eine meist gesunde Auslegung des Einzelnen unter den Voraussetzungen einer orthodoxen Inspirationstheorie. Am bekanntesten ist B. geworden als der Vater des modernen Chiliasmus durch seinen Versuch, die Wiederkunft Christi und den Eintritt des Tausendjährigen Reiches, wofür er den Sommer des Jahres 1836 bestimmte, zu berechnen. Es geschah dies in der Schrift »Erklärte Offenbarung St. Johannis« (Stuttg. 1740, zuletzt 1858) und in dem chronologischen Werk »Ordo temporum a principio per periodos oeconomiae divinae historicas atque propheticas ad finem... deductus etc.« (Tübing. 1741). Vgl. Burk, J. A. Bengels Leben und Wirken (Stuttg. 1831, 2. Aufl. 1837; als Zugabe Bengels »Briefwechsel«, 1836); Wächter, Joh. Albr. B. (das. 1865); Derselbe, B. und Ötinger, Leben und Aussprüche (das. 1883); Nestle, B. als Gelehrter (Tübing. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 633.
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