Bonheur [2]

[201] Bonheur (spr. bŏnȫr), Rosa, franz. Malerin, geb. 22. Okt. 1822 in Bordeaux, gest. 26. Mai 1899 in By bei Fontainebleau, kam 1830 mit ihrem Vater, dem Maler und Zeichner Raymond B. (gest. 1853) nach Paris, bildete sich auf eigne Hand durch Kopieren im Louvre und durch Studium nach der Natur zur Landschafts-, insbes. zur Tiermalerin aus und erregte schon 1841 mit zwei Tierbildern den Beifall der Kenner, den sie durch ihre rasch folgenden Bilder zu erhalten und zu steigern wußte. Im Salon von 1848 errang sie durch eine Rinderherde ihre erste Medaille, und im Salon von 1849 trat sie mit den pflügenden Ochsen im Nivernais (jetzt im Luxembourg-Museum) in die erste Reihe der Tiermaler. Der Pferdemarkt war 1853 das Hauptbild des Salons (Nationalgalerie in London). Die Heuernte (1855, im Luxembourg) näherte sich mehr der Landschaft, die sie später auf ihren Bildern mehr hervortreten ließ, obwohl ihre Stärke nicht in der Durchbildung der Landschaft lag, weshalb manche ihrer spätern Bilder, je mehr sie an Umfang wuchsen, an Energie und Leben verloren. Ihre Meisterschaft wußte sie am besten in der einzelnen Tierfigur zu zeigen, und diese Seite ihrer Kunst bildete sie zu hoher Vollkommenheit aus, wobei sie den Nachdruck auf das Realistische der Erscheinung legte. An koloristischer Wirkung blieb sie hinter Troyon zurück, den sie aber bisweilen an Großartigkeit der Auffassung erreichte. Ihre Bilder sind besonders in England geschätzt. Vgl. Laruelle, Rosa B., sa vie, ses œuvres (Par. 1885); Roger-Milès, Rosa B., sa vie, son œuvre (das. 1900). – Ihr Bruder Auguste B. (1824–84), eigentlich Land schaftsmaler, hat auch einzelne Tierstücke gemalt; seine Tiere sind glatt und charakterlos, während er im Landschaftlichen seiner Schwester überlegen war.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 201.
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