Bor [1]

[216] Bor B, chemisch einfacher Körper, findet sich in der Natur nur mit Sauerstoff verbunden als Borsäure (Sassolin) und in Borsäuresalzen, von denen die wichtigsten sind: borsaures Natron (Tinkal, Borax), borsaures Ammoniak (Larderellit), borsaurer Kalk (Borocalcit, Pandermit und Colemanu), borsaures Natron mit borsaurem Kalk (Boronatrocalcit, Tiza, Franklandit), borsaure Magnesia (Pinnoit, Boromagnesit), borsaure Magnesia mit borsaurem Kalk (Hydroboracit), borsaure Magnesia mit Chlormagnesium (Boracit, Staßfurtit), borsaure Magnesia mit borsaurem Manganoxydul (Sussexit), borsaure Magnesia mit borsaurem Eisenoxydul und Eisenoxyd (Ludwigit), borsaure Magnesia mit phosphorsaurer Magnesia (Lüneburgit), borsaures Eisenoxyd (Lagonit), borsaure Tonerde (Jeremejewit), borsaure Tonerde mit borsaurem Kali (Rhodizit). Auch findet sich B. in manchen Silikaten (Datolith, Botryolith, Axinit, Turmalin, Danburit). In geringer Menge finden sich Borsäuresalze auch in Mineralwässern und im Meerwasser (0,2 g in 1 cbm), im Boden, in vielen Pflanzen, im Obst und Wein. Man erhält B. bei der Einwirkung von Kalium, Magnesium etc. auf Borsäure als amorphes, braunes, geruch- und geschmackloses Pulver vom spez. Gew. 1,8–2,45, das in Wasser wenig, in Alkohol nicht löslich ist, beim Erhitzen an der Luft zu Borsäure und Stickstoffbor verbrennt, auch durch Salpetersäure, schmelzendes Natronhydrat, beim Glühen in Wasserdampf zu Borsäure oxydiert wird. Auf einige Metallverbindungen wirkt es reduzierend. Beim Schmelzen mit Aluminium entstehen Borkristalle von spez. Gew. 2,68, die durchsichtig, farblos (oder durch geringe Beimengungen gefärbt) sind, in Glanz, Lichtbrechungsvermögen und in der Härte dem Diamanten sehr nahe stehen (Bordiamanten), auch bei stärkstem Erhitzen sich nur oberflächlich oxydieren, im elektrischen Flammenbogen sich verflüchtigen, ohne zu schmelzen, mit Chlor erhitzt Borchlorid BCl3, mit Stickstoff Borstickstoff BN bilden, Säuren und Alkalilösungen widerstehen und nur von kaustischen und kohlensauren Alkalien bei Rotglut aufgenommen werden. Das Atomgewicht ist 11. B. ist dreiwertig und bildet mit Sauerstoff das Borsäureanhydrid B2O3; amorphes B. wurde 1807 von Davy und von Gay-Lussac und Thénard, diamantartiges 1856 von Wöhler und Deville dargestellt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 216.
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