Bor

[241] Bor (chem. Zeichen B), nichtmetallisches Element, Atomgewicht 10,86, findet sich in der Natur nur in Verbindung mit Sauerstoff in Form von Borsäure und borsauren Salzen; beim Erhitzen von Borsäure mit Natrium erhält man das B. als amorphes, grünbraunes, geruch- und geschmackloses Pulver; schmelzt man das letztere mit Aluminium und entfernt dieses dann durch Salzsäure, so entstehen farblose, gelbe oder rote, durchsichtige Borkristalle vom spez. Gewicht 2,68, die an Glanz und Härte dem Diamanten gleichen (Bordiamanten). Borsäure kommt frei als Sassolin und in Ausdünstungen (Soffionen) oder Fumarolen von Erdspalten und Kratern vulkanischer Gebiete, namentlich Toskanas, und in Form von Salzen (als Borax, Borazit etc.) vor, bildet farblose, schuppige, seidenglänzende Kristalle und dient zur Darstellung von Glasuren, Email, zur Nahrungsmittelkonservierung, als Antiseptikum bei Augen-, Ohren-, Blasenleiden etc. Von den Salzen (Boraten) ist das wichtigste das Natriumsalz, der Borax (Natriumborat, Natriumtetraborat, tetraborsaures Natrium). Er findet sich in Seen Tibets, Persiens, Bolivias, Nevadas etc., wird durch Verdunstung von deren Wasser als Tinkal, Pounxa, natürlicher Borax gewonnen; venetianischer Borax hieß der von Indien kommende, in Venedig gereinigte, jetzt überhaupt gereinigter; künstlicher Borax wird durch Sättigen von toskan. Borsäure mit Soda oder aus Boronatrokalzit und Soda gewonnen. Beim Reinigen wird entweder prismatischer oder oktaedrischer (geschmolzener, kalzinierter, Juwelier-) Borax gewonnen, durchscheinende, harte, farblose Kristalle von salzigem Geschmack; sie blähen sich beim Erhitzen auf und schmelzen dann zu durchsichtigem Boraxglas, das schmelzend Metalloxyde oft unter charakteristischer Farbe löst und deshalb zu deren Erkennung (Boraxperle) verwendet wird. Borax dient außerdem zur Herstellung von Glasflüssen, Glas- und Porzellanfarben, zum Löten, als Fixiermittel in der Färberei, Waschmittel etc., mit Schellack als Firnis, mit Kasein und Wasser als Klebflüssigkeit, in der Medizin als harntreibendes und menstruationförderndes Mittel, äußerlich als Antiseptikum zu Mund- und Augenwässern; auch ist er ein spezifisches Vertilgungsmittel der Küchenschabe.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 241.
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