Bouchor

[274] Bouchor (spr. būschōr), Maurice, franz. Dichter, geb. 15. Dez. 1855 in Paris, in seinen Mußestunden Bildhauer, konnte dank einem stattlichen Vermögen seinen künstlerischen Neigungen leben, veröffentlichte, kaum 19 Jahre alt, einen Band »Chansons joyeuses«, auf welche die »Poèmes de l'amour et de la mer« (1875), »Le Faust moderne« (1878), die »Contes parisiensen vers« (1880) und »Les Symboles« (1888) folgten, die für sein Meisterwerk gelten. B. schuf mit großem Glück eine eigne dramatische Gattung durch die Neubelebung der alten Mysterien mit »Tobie« (1889), »Noël« (1890) und »Sainte-Cécile« (1892). Mit seinen Freunden, den Dichtern Jean Richepin und Raoul Ponchon, trug er vor einem Elitepublikum die klangvollen, abwechselnd naiven und schalkhaften Verse in den Kulissen vor, während von ihm selbst geschnitzte Marionetten dieselben mit ihrem Gebärdenspiel begleiteten. Auf der wahren Bühne war er weniger glücklich. Der hübsche Einakter in Versen: »Conte de Noël«, hielt sich 1895 nicht lange in der Comédie Française, und das fünfaktige Drama »Dieu le veut« (1888) erschien bloß im Druck. Für die Einführung der besten alten Volkslieder in die Volksschule bemühte sich B. mit Erfolg im Verein mit dem Tonsetzer Tiersot. Sie gaben zusammen »Chants populaires pour les écoles« (1897) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 274.
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