Boulay de la Meurthe

[278] Boulay de la Meurthe (spr. bulǟ d'lă märt'), Antoine Jacques Claude Joseph, Graf, franz. Staatsmann, geb. 19. Febr. 1761 in Chaumouzey (Vogesen), gest. 2. Febr. 1840 in Paris, wurde 1783 Parlamentsadvokat zu Nancy, später zu Paris. Der Revolution schloß er sich an, machte als Freiwilliger den Feldzug von 1792 mit und ward in Nancy Richter, 1797 auch Mitglied des Rates der Fünfhundert, wo er Führer zuerst der eifrigen Republikaner, dann aber der konstitutionellen Mittelpartei wurde und den 18. Brumaire vorbereiten half; in diesem Sinne schrieb er 1799 seinen »Essai sur les causes qui en 1649 amenèrenten Angleterre l'établissement de la république«. Unter Napoleon I. wurde er Präsident der legislativen Sektion im Staatsrat, Mitglied des Geheimen Rates und Graf, und war an der Redaktion des Code civil beteiligt. Während der Hundert Tage 1815 trat er als Staatsminister wieder in den Staatsrat, verwaltete mit Cambacérès die Justiz und redigierte die Additionalakte. Nach der zweiten Restauration ward er nach Deutschland gebracht. 1819 kehrte er nach Frankreich zurück. Unter seinen vielen Schriften sind zu erwähnen: »Tableau des règnes de Charles II et de Jacques II« (Brüss. 1818, 2 Bde.); »Bourrienne et ses erreurs volontaires et involontaires« (Par. 1830, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1830).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 278.
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