Byssus [2]

[672] Byssus (Muschelseide, Muschelfäden, Muschelbart), ein Bündel biegsamer Fäden, die viele Muscheln aus einer Drüse am Fuß absondern und zur Befestigung verwenden. Bei unsern Flußmuscheln ist die Byssusdrüse rudimentär, bei vielen Meeresmuscheln wenig entwickelt; stark ausgebildet ist sie dagegen bei der Miesmuschel, Riesenmuschel, Steckmuschel etc. Die Fäden bleiben unter Wasser klebrig und weich, werden jedoch an der Luft ziemlich hart und zäh. Bei der Steckmuschel (s.d.) gleichen sie an Feinheit und Glanz der ungezwirnten Seide, sind 3–8 cm lang, braun, gelblich, olivenfarben, schwarz, auch wohl bläulich und verschieden lang. Muschelseide (vorzüglich die seinen Fäden der Pinna nobilis) wurde schon im Altertum und wird auch jetzt noch in Italien (Tarent, Palermo, Lucca) und im südlichen Frankreich zum Weben und Stricken benutzt. Man stellt aus zwei oder drei Fäden gewaschenem, getrocknetem und gekämmtem B. mit einem Faden Seide ein Gespinst her, das mit Zitronensaft gerieben und mit heißem Eisen geglättet wird. Handschuhe, Strümpfe etc. aus B. sind dauerhaft und warm.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 672.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika