Charcot

[882] Charcot (spr. scharko), Jean Martin, Mediziner, geb. 29. Nov. 1825 in Paris, gest. 16. Ang. 1893 in Morvan (Nièvre), studierte in Paris, wurde 1862 Arzt an der Salpêtrière, die er durch seine Vorlesungen zu neuer Berühmtheit brachte. 1873 wurde C. Professor der pathologischen Anatomie an der medizinischen Fakultät von Paris und 1882 Professor für Klinik der Nervenkrankheiten. Seine wesentlichen Verdienste liegen auf dem Gebiete der pathologischen Anatomie des Nervensystems; er lieferte für eine Reihe von Nervenkrankheiten (die multiple Sklerose, die Seitenstrangsklerose) die genauere Kenntnis der anatomischen Grundlage und förderte wesentlich die Diagnostik der Nervenkrankheiten. Er zeigte, daß es sich bei der Hysterie keineswegs immer um ein wirres Durcheinander von Symptomen handelt, und wies nach, daß man hier ebenso wie bei organischen Krankheiten oft ganz festgeschlossene Krankheitsbilder antrifft. Auch lieferte er Untersuchungen über die Hystero-Epilepsie, über [882] Zitterlähmung und Rückenmarksschwindsucht, über Krankheiten im Greisenalter, über Leberkrankheiten, Hypnotismus und Metallotherapie. C. schrieb: »Leçons cliniques sur les maladies des vieillards et les maladies chroniques« (2. Aufl. 1874; 2. Serie, hrsg. von Bouchard, 1869ff.); »Leçons sur les maladies du système nerveux faites á la Salpêtrière« (3. Aufl. 1880–84, 3 Bde.; deutsch von Fetzer, Stuttg. 1874–1878); »Localisations dans les maladies du cerveau et de la moelle épinière« (1880; deutsch, Stuttg. 1878–81); »Leçons du Mardi á la Salpêtrière« (1889–90, 2 Bde.). Seine gesammelten Werke erscheinen seit 1886. Auch war er Mitredakteur der »Archives de physiologie normale et pathologique« (seit 1868), der »Archives de neurologie« (seit 1880), »Revue de médecine« (seit 1878), »Nouvelle Iconographie de la Salpêtrière« (seit 1888) und der »Archives de médecine expérimentale« (seit 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 882-883.
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