Denner

[642] Denner, 1) Johann Christoph, Erfinder der Klarinette, geb. 13. Aug. 1655 in Leipzig, gest. 20. April 1707 in Nürnberg, war Sohn eines Horndrechslers, der bald nach Nürnberg übersiedelte, und erwarb sich eine große Geschicklichkeit in der Anfertigung von Holzblasinstrumenten. Versuche, die Konstruktion des alten französischen Chalumeau zu verbessern, führten ihn gegen 1690 zur Erfindung der Klarinette (s.d.), die sich bald zur Rolle eines Hauptinstruments aller Orchester aufschwang. Die von ihm begründete Instrumentenfabrik wurde von seinen Söhnen weitergeführt und gelangte zu großer Blüte.

2) Balthasar, Maler, geb. 15. Nov. 1685 in Altona, gest. 14. April 1749 in Rostock, machte sich auf eigne Hand mit der Ölmalerei so schnell vertraut, daß er schon im Alter von 14 Jahren Porträte lieferte. Doch mußte er auf Verlangen seiner Eltern von 1701–1707 die Kaufmannschaft erlernen. Im letztern Jahr kam er nach Berlin, wo er sich auf der Akademie von neuem der Malerei widmete. Bald gewann er als Porträtmaler solchen Ruf, daß er an mehrere Höfe eingeladen wurde. Für den Kopf einer alten Frau, den er 1721 in London malte, erhielt er von Kaiser Karl IV., dem er dieses Bild übersandte, 4700 Kaisergulden. Für denselben Kaiser malte D. 1725 als Gegenstück den Kopf eines Greises, beide jetzt im Hofmuseum zu Wien. D. wanderte von einem Hof zum andern; in Mecklenburg, München, Köln, Hamburg, Kopenhagen, Wolfenbüttel, Schleswig etc. fertigte er zahlreiche Bildnisse vornehmer Herren. Auf einer solchen Reise starb er auch. Denners Ruhm gründet sich hauptsächlich auf seine Bildnisse alter Leute, die er mit unsäglicher Genauigkeit und mit den feinsten Pinselstrichen durchführte, so daß jedes Härchen und Schweißpörchen, jede Vertiefung und Falte im Gesicht erscheinen. Die Mehrzahl seiner Werke, von denen sich viele in den Galerien zu Hamburg, Schwerin und Dresden befinden, macht jedoch durch den Mangel an geistigem Ausdruck, die glatte Malweise und die peinliche Detaillierung einen leblosen, wachsfigurenartigen Eindruck.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 642.
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