Dlugosz

[67] Dlugosz (spr. dlūgosch), Johannes, lat. Longinus, aus der Familie von Niedzielsko, poln. Geschichtschreiber, geb. 1415 in Brzeznica, gest. 19. Mai 1480 m Krakau, trat 1431 in die Dienste des Bischofs Zbigniew Olesnicki von Krakau, dessen Sekretär er 1433–55 war, und wurde 1416 Domherr. Er erwirkte 1449 in Rom für seinen Bischof den Kardinalshut, pilgerte 1450 nach Palästina, war an wichtigen politischen Verhandlungen beteiligt, fiel zwar 1461 beim König von Polen in Ungnade, erlangte aber 1464 die Gunst desselben wieder und ward zu wichtigen Gesandtschaften nach Preußen, Böhmen und Ungarn verwendet und zum Erzbischof von Lemberg erwählt. Unter seinen zahlreichen geschichtlichen Werken (»Lebensbeschreibungen der Bischöfe von Posen, Gnesen, Krakau und Plock«, »Liber beneficiorum dioecesis Cracoviensis« u.a.) ist die »Historia polonica« das bedeutendste; sie behandelt in zwölf Büchern die Geschichte Polens von den ältesten Zeiten bis auf des Verfassers Tod, ist seit 1455 nach und nach entstanden und in den letzten Büchern, die z. T. auf Autopsie beruhen, eine wertvolle Geschichtsquelle, obwohl D. nicht frei ist von unkritischen Schwächen und von nationalen Vorurteilen. Eine Ausgabe sämtlicher Werke von D. besorgte Graf A. Przezdziecki (Krak. 1863–1887, 14 Bde.); eine andre Polzowski und Pauli (das. 1887 ff.). Vgl. Caro, J. Longinus (Jena 1863); Semkowicz, Kritische Würdigung der Geschichte Polens des Joh. D. (Krak. 1887); Zeißberg, Die polnische Geschichtschreibung des Mittelalters (Leipz. 1873); Bobrzynski u. Smolka, Jan D. (Krak. 1894, poln.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 67.
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