[260] Fackel (althochd. facchala, aus lat. facula), ein mit starker Flamme brennendes künstliches Licht, das besonders im Freien benutzt wird. Ost dienen hierzu mehrere zusammengebundene harzige Kiefern- oder Fichtenspäne; gebräuchlicher aber sind Pechfakkeln aus einem gesponnenen, in geschmolzenes Pech wiederholt eingetauchten Docht oder aus einem mit Werg umwickelten und dann mit Pech getränkten Stock von Fichtenholz. In neuerer Zeit versieht man die Fackeln auch mit bengalischen Flammenmischungen, deren Leuchtkraft durch beigemischtes Magnesiumpulver erhöht wird, oder mit elektrischem Licht, für das Akkumulatoren den Strom liefern, hauptsächlich aber benutzt man Petroleumfackeln, die lampenartig konstruiert sind, aber ohne Zylinder brennen, und deren Ölbehälter wohl auch in Bügeln hängen, damit sie stets in normaler Stellung bleiben. Zum Aufstecken der Fackeln, besonders wenn sie so weit abgebrannt sind, daß man sie mit der Hand nicht bequem halten kann, dient der Fackelschuh oder Fackelleuchter, ein in hinlänglich schwerem Fuß ruhender Holzstab, der oben eine mit Blech beschlagene Vertiefung zum Aufnehmen der F. besitzt.
Schon die Alten bedienten sich der Fackeln bei feierlichen[260] Gelegenheiten (Hochzeitsfeierlichkeiten [Hymens F., die ein Jüngling trug], Leichenbegängnissen etc. die aufrechte, brennende F. als Symbol des Lebens, die umgekehrte, erloschene F. als Symbol des Todes), auf Schiffen und im Kriege zu Signalen. Als Attribut der Eileithyia, Persephone, Demeter und Athene gab die F. einem dreitägigen Feste der Griechen den Namen Fackelfest. Zu Ehren der Feuergötter Hephästos, Prometheus etc. hielten die Athener einen Fackellauf (Lampadodromia), bei dem die Wettläufer in an ihren Schilden angebrachten Fackelleuchtern brennende Fackeln trugen; der Sieger mußte sie unverlöscht und zuerst zum Ziele bringen. Ein Fackeltanz, wie er schon am Hofe Konstantins d. Gr. und an mittelalterlichen Höfen üblich war und im 17.18. Jahrh. am preußischen, dänischen, englischen, hannöverschen und württembergischen Hofe neu in Aufnahme kam, eine Art Polonäse, bei der die Herren eine Wachsfackel in der Hand tragen, hat sich als höfische Zeremonie in mehreren Ländern bis heute erhalten. Am Berliner Hof wird bei jeder Vermählung eines Gliedes der königlichen Familie ein Fackeltanz ausgeführt. Er wird schon bei der Vermählung der Tochter Joachims I. mit Albrecht von Mecklenburg erwähnt und wurde dann im 17. Jahrh. zur festen Institution. Sein Verlauf ist der folgende: Unter Vortritt des Oberhofmarschalls und der dazu berufenen Wirklichen Geheimen Räte und Staatsminister, die paarweise mit weißen Wachsfackeln und unter entsprechender Musik gehen, hält erst das neuvermählte Paar einen Umgang im Saal, den dann auch die Braut mit dem König und den Prinzen nach der Reihe unter demselben Vorgang und zuletzt der Bräutigam mit der Königin und mit den Prinzessinnen in gleicher Weise machen. Endlich folgt die »Austeilung des Strumpfbandes« der Braut durch die Oberhofmeisterin, wobei elegante Kopien als Andenken an die männlichen Gäste verteilt werden (vgl. Raumer, Der Fackeltanz bei Vermählungen im königlich preußischen kurbrandenburgischen Hause, Berl. 1854). Fackelzüge waren schon in der altchristlichen Kirche bei mehreren Gelegenheiten üblich, so am Ostersonnabend als Zeichen, daß selbst in der tiefsten Trauer das christliche Hoffnungslicht nicht völlig erloschen ist, wie auch bei katholischen Prozessionen und nächtlichen Leichenbegängnissen. Sie sind auch als Ehrenbezeigungen namentlich unter den Studenten sehr in Aufnahme gekommen, wobei die Fackelstümpfe am Schluß des Umzugs brennend in die Höhe geworfen werden. In der Ikonographie der christlichen Heiligen ist die F. Symbol des Chrysanthus, Dominicus, Theodorus von Tyra, Theodotus, der Eutropia u. a.