Gasser

[377] Gasser, 1) Joseph G. von Valhorn, Bildhauer, geb. 22. Nov. 1816 zu Prägraten in Tirol als der Sohn eines Tischlers und Holzschnitzers, gest. daselbst 28. Okt. 1900, wurde zuerst von seinem Vater unterrichtet und bildete sich seit 1839 als Schüler der Wiener Akademie unter Schaller, Klieber und Kähßmann aus. Erfolgreich debütierte er 1844 mit einer Statuette Leopolds des Glorreichen, die ihm eine Pension für einen Aufenthalt in Rom einbrachte, wo er von 1845–49 nach der Natur und nach der Antike studierte und eine Gruppe: Venus und Amor, schuf. Nach Wien zurückgekehrt, führte er für das Portal des Doms zu Speyer die fünf kolossalen Statuen der heiligen Jungfrau, des Erzengels Michael, der Heiligen Stephanus, Johannes des Täufers und Bernhard von Clairvaux aus. Nachdem er auch die Büsten des Kaisers und der Kaiserin von Mexiko angefertigt hatte, erfolgten zahlreiche Aufträge; vor allen sind zu nennen: die Statuen Kaiser Maximilians I., Friedrichs des Streitbaren und Leopolds von Habsburg für das Wiener Arsenal, die Marmorstatuen der sieben freien Künste im Treppenhaus der Neuen Oper, mehrere Madonnenstatuen und kirchliche Skulpturen für den Stephansdom in Wien, den Dom in Linz sowie namentlich für die Votivkirche die Krönung der Maria am Hauptgiebel, die Dreifaltigkeitsgruppe, die Erlöserstatue und große Basreliefs in den Bogenfeldern der drei Portale der Hauptfassade. 1879 wurde er in den Adelstand erhoben.

2) Hans, Bildhauer, Bruder des vorigen, geb. 2. Okt. 1817 auf der Eisentratte bei Gmünd in Kärnten, gest. 24. April 1868 in Pest, begann seine Künstlerlaufbahn mit Schnitzen von Weihnachtskrippenfiguren, Aushängeschildern etc., ging 1838 nach Wien, wo er in die Akademie eintrat, und 1842 nach München, wo er sich an Schnorr und Kaulbach, dann an Schwanthaler anschloß. 1847 kehrte er nach Wien zurück und erhielt den Auftrag, die Statuen an der Fassade des Carl-Theaters auszuführen. Bald darauf wurde er an die neuorganisierte Akademie berufen, an der er jedoch nur bis 1851 wirkte. Das Arsenal und dessen Waffenmuseum, der Sitzungssaal des Gemeinderats in Wien, das Lloydarsenal in Triest und die Wiener Friedhöfe enthalten schätzbare Werke seiner Hand. Von seinen Porträtstatuen sind das Maria Theresia-Denkmal im Garten der Militärakademie zu Wiener-Neustadt, die Kaiserin Elisabeth-Statue im Elisabethbahnhof, das Wieland-Monument in Weimar (1853) und die Statue von Adam Smith in Oxford zu nennen. Bedeutender waren seine Porträtbüsten oder Statuetten[377] berühmter Männer, nicht minder die zahlreichen allegorischen Figuren (so das Donauweibchen, 1865, im Wiener Stadtpark), in denen er ganz von der klassizistischen Tradition abwich.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 377-378.
Lizenz:
Faksimiles:
377 | 378
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika