Güstrow

[540] Güstrow, Hauptstadt des mecklenburg. Herzogtums G. oder des Wendischen Kreises, an der schiffbaren Nebel, 13 m ü. M., Knotenpunkt der Linien Lübeck-Strasburg i. U., Rostock-G. und G.-Meyenburg der Mecklenburgischen Friedrich Franz-Eisenbahn, hat mehrere Kirchen, darunter die im 13. Jahrh. erbaute, 1868 restaurierte Domkirche und die 1883 restaurierte Pfarrkirche mit schönen Altargemälden u. Schnitzereien, ein 1558–65 erbautes turmreiches Schloß (jetzt Landarbeitshaus), ein stattliches Rathaus und (1900) mit der Garnison (zwei Abteilungen Feldartillerie Nr. 24) 16,882 meist evang. Einwohner.

Wappen von Güstrow.
Wappen von Güstrow.

An industriellen Anlagen sind hervorzuheben: 3 Maschinenfabriken, 2 Dampfsägereien, eine Zuckerfabrik, Milchzuckerfabrik, Borsäure- und Boraxfabrikation, Drahtflechterei, Färberei, Wagenbau, 2 Bettfedernfabriken, 2 Dampfmolkereien, Bierbrauereien und Ziegeleien. Der Handel ist hervorragend in Getreide, Holz, Wolle und Butter. G. hat ein Gymnasium, ein Realgymnasium mit Realschule und eine Gewerbeschule. Von Behörden haben dort ihren Sitz: ein Landgericht, ein Hauptsteueramt, eine Forstinspektion und ein Domänenamt. Zum Landgerichtsbezirk G. gehören die 19 Amtsgerichte zu: Brüel, Bützow, Dargun, Goldberg, G., Krakow, Laage, Lübz, Malchin, Malchow, Neukalen, Penzlin, Plan, Röbel, Stavenhagen, Sternberg, Teterow, Waren und Warin. – G. ist um 1200 entstanden, wurde 1219 Residenz des Fürsten Heinrich Borwin II., unter dem es 1228 das schwerinische Recht und 1226 das Domherrenkollegium erhielt. Eine in der Nähe des jetzigen G. angelegte neue Stadt wurde unter dem Fürsten Niklot 1248 wieder niedergerissen, dagegen das alte G. erweitert. Von 1316–1436 war die Stadt Residenz der Fürsten zu Wenden und von 1555–1695 der Herzoge von Mecklenburg-G. 1628 wurde G. von den Kaiserlichen besetzt, Wallenstein residierte hier fast ein Jahr lang.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 540.
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