Harsdörffer

[832] Harsdörffer, Georg Philipp, deutscher Dichter, geb. 1. Nov. 1607 in Nürnberg, gest. daselbst[832] 22. Sept. 1658, studierte in Altdorf und Straßburg die Rechte, bereiste die Niederlande, Frankreich, England und Italien, wurde 1637 Assessor beim Untergericht und 1655 Mitglied des Rates seiner Vaterstadt. Polyhistor und Poet im Sinne seiner Zeit, gründete er mit Joh. Klaj 1644 zu Nürnberg den Hirten- und Blumenorden an der Pegnitz, gewöhnlich Orden der Pegnitzschäfer (s. d.) genannt, in dem er den Namen Strephon führte. Seine deutschen und lateinischen Schriften des verschiedenartigsten Inhalts füllen gegen 50 Bände. Wir erwähnen davon nur den als »Nürnberger Trichter« sprichwörtlich gewordenen »Poetischen Trichter, die deutsche Dicht- und Reimkunst, ohne Behuf der lateinischen Sprache in 6 Stunden einzugießen« (Nürnb. 1647–1653, 3 Bde.), und die »Frauenzimmergesprächspiele« (das. 1641–49, 8 Bde.), eine Art Enzyklopädie aller möglichen, nach des Verfassers Meinung wissenswürdigen Dinge in Gesprächsform. Als Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (seit 1642 unter dem Namen: »der Spielende«) hat H. sich um Sprachreinigung und um wissenschaftliche Erforschung der deutschen Sprache ernstlich bemüht. In seinen Gedichten ist die Form nach Art der Pegnitzschäfer überkünstlich; eine Auswahl enthält Müllers »Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts«, Bd. 9 (Leipz. 1826). Sein Leben beschrieb Widmann (Altdorf 1707). Vgl. Tittmann, Die Nürnberger Dichterschule (Götting. 1847); Hodermann, Eine vornehme Gesellschaft, nach Harsdörffers »Gesprächspielen« (Paderb. 1890); Bischoff, Georg Phil. H. (in der »Festschrift zur 250jährigen Jubelfeier des Pegnesischen Blumenordens«, Nürnb. 1894); Krapp, Die ästhetischen Tendenzen Harsdörffers (Berl. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 832-833.
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