Höllenmaschinen

[481] Höllenmaschinen, Vorrichtungen, die in ihrem Äußerngewöhnlichen Gebrauchsgegenständen gleichen, aber mit Sprengstoffen gefüllt sind, die durch mechanische Vorrichtungen, z. B. durch Uhrwerke, zu bestimmter Zeit zur Explosion gebracht werden. In frühern Zeiten waren H. namentlich zur See oder auf Flüssen gebräuchlich und bestanden in Schiffen, die, mit Spreng- und Brandstoffen, Bomben, Steinen etc. gefüllt, der ankommenden feindlichen Flotte zugetrieben oder dem Wasserstrom übergeben wurden, um feindliche Schiffe, Brücken, Sperren etc. durch ihre Explosion zu zerstören (Brander). Eine Höllenmaschine dieser Art wurde von Gianibelli im April 1585 zur Sprengung der vom Herzog von Parma erbauten Scheldesperre angewendet (vgl. Schillers »Geschichte des Abfalls der Niederlande«). 1693 ließ der Engländer Meesters ein mit Schießpulver etc. beladenes Schiff (infernal machine, daher der Name H.) gegen die Mauern der Seefestung St. Malo los. Die Höllenmaschine Fieschis bei dem Attentat gegen Ludwig Philipp (1835) war aus 22 Gewehrläufen hergestellt. Die Höllenmaschine von Thomas, die 1875 in Bremerhaven beim Verladen in das Schiff, das sie auf hoher See zerstören sollte, früher, als beabsichtigt war, explodierte und über 100 Menschen tötete, bestand aus einem Faß, in dessen einer Abteilung sich ein unhörbar gehendes Uhrwerk von 8 Tagen Gangzeit befand, das bei seinem Ablauf durch den Schlag einer Feder ein Zündhütchen entzünden sollte, um eine bedeutende Menge Dynamit (Nitroglyzerin) in der andern Abteilung des Fasses zur Explosion zu bringen. Als Kriegsmittel traten an die Stelle der H. neuerdings die Torpedos (s. d.). S. Explosivstoffe, S. 224.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 481.
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