[467] Kopieren (lat.), das Vervielfältigen von Schriften und Zeichnungen auf mechanischem Wege. Das K. von Schriften geschieht mit Hilfe der Kopiertinte (s. Tinte) und der Kopierpresse oder Kopiermaschine; die Kopierpresse (1780 von James Watt erfunden) besteht in ihrer einfachsten und gebräuchlichsten Form aus zwei eisernen Platten, die durch eine Schraube oder durch Hebel und Exzenterscheibe aneinander gepreßt werden. Bei den Schraubenpressen trägt die Schraubenspindel einen eisernen Handgriff, an dessen Enden sich zwei Schwungkugeln befinden. Bei den Pressen mit Hebel und Exzenterantrieb wird zweckmäßig eine Stellvorrichtung angebracht, die gestattet, die Druckplatte genau der Stärke des Kopierbuches entsprechend einzustellen. Soenneckens Kopierpressen in Buchform besitzen zwei durch Scharniere untereinander verbundene Druckplatten, die mit Bügeln überspannt sind und durch Hebelschlösser gegeneinander gepreßt werden können. Das zu kopierende Schriftstück legt man auf ein Blatt Wachspapier und bedeckt es mit einem gleich großen Blatt ungeleimten Seidenpapiers, das entweder vorher befeuchtet oder mit feuchtem Schirting bedeckt wird; schließlich legt man noch ein Blatt Wachspapier auf und setzt das Ganze dem Druck der Kopierpresse aus. Die Tinte wird durch die Feuchtigkeit etwas erweicht, und es dringt davon so viel durch das Seidenpapier, daß die Schriftzüge auf dessen oberer Seite lesbar werden. Gute Kopiertinte gestattet, etwa drei Abzüge zu nehmen; wenn man aber mit konzentrierter Lösung von Blauholzextrakt schreibt und das Papier mit schwacher Lösung von neutralem, chromsaurem Kali tränkt, so kann man etwa 20 Abzüge erhalten. Herzberg in Berlin konstruierte eine Kopiermaschine, Copirex, für Massenkopierungen, bei der das K. auf Rollenpapier erfolgt. Da beim K. die Schrift nur dann leserlich wird, wenn sie durch das Kopierpapier hindurch schlägt, so ist nur ungeleimtes Papier zu gebrauchen. Bei geleimtem Papier muß man dem beim K. zu benutzenden Wasser so viel Weingeist zusetzen, daß das Papier beim Befeuchten durchscheinend wird. Man kann auch während des Schreibens kopieren, indem man weißes Papier zwischen Blätter von auf einer Seite mit abfärbender Masse bestrichenem Papier legt und auf dieses schreibt. Schreibt man auf recht dünnes Papier mit senkrecht gehaltenem Stift aus Stahl, Achat oder Elfenbein, so kann man leicht 68 Kopien erhalten. Auf beiden Seiten bestrichene Blätter kann man benutzen, wenn man sie je zwischen zwei Blätter Seidenpapier legt. Zum K. von Zeichnungen bedient man sich des Durchzeichnens mittels durchsichtigen Papiers oder Kattuns (Pauspapier, Pauskattun), oder des Lichtpausverfahrens (s. d.) mit Hilfe photographischen oder besonders präparierten Papiers. Zum gleichzeitigen K. von Buchdruck mit geschriebener Schrift (Kopierdruck) hat man firnisfreie Kopierfarbe hergestellt, die im Wasser löslich ist und beim Auflegen des feuchten Kopierpapiers 68 lesbare Abdrücke gestattet. Der Kopierdruck erfordert sehr sorgfältige Behandlung, denn von ihr hängt die spätere Kopierfähigkeit der Abdrücke wesentlich ab; zu frühes Trockenwerden des Kopierdruckes verhütet man durch geringen Zusatz von Glyzerin zur Druckfarbe. Eine besondere Art des Kopierens ist die Autographie (s. d.). Vgl. Koller, Vervielfältigungs- und Kopierverfahren (Wien 1892).
Dem gleichen Zwecke wie Kopierpressen dienen Vorrichtungen, bei denen das zu kopierende Schriftstück mit dem von einer Vorratrolle ablaufenden Kopierpapier zwischen Preßwalzen hindurchgeführt wird. Diese Vorrichtungen (Kopiermaschinen) sind mit einer Antriebskurbel zum Drehen der Preßwalzen ausgestattet und besitzen außer einem erforderlichenfalls selbsttätig wirkenden Messer zum Abschneiden der Kopien von dem Kopierpapierstreifen meist eine Vorrichtung zum Trocknen der fertigen Abzüge. Letztere kann z. B. aus einer Reihe von über- und nebeneinander gelagerten Walzen oder Rundstäben bestehen, über die das vorher ausgepreßte feuchte Kopierpapier in Wellen- oder Zickzacklinien lose hinweggeführt wird, um der Luft eine möglichst große Oberfläche zum Trocknen darzubieten.
Bei Soenneckens Kopiermaschine besteht die Trockenvorrichtung aus einer 75 m langen Gazebahn, die sich beim K. zwischen die Kopierpapierlagen legt und dadurch Luftzutritt und schnelles Trocknen der feuchten Blätter ermöglicht. Die Maschine läuft auf Kugellagern, gestattet in der Stunde über 1000 Briefe zu kopieren und liefert von einem Schriftstück bis 10 Kopien. Die Abbildung zeigt eine von M. Kluge, Breslau, gebaute Kopiermaschine. Das Papierband z nimmt beim K. seinen Weg von der Papierrolle p durch den Wasserkasten w über die darin befindliche Rolle b, wird durch die mittels Handkurbel angetriebenen Walzen c, d, e, f, g über die Heiztrommel a geleitet und gelangt schließlich getrocknet durch zwei Walzen h, i zur Abschneidvorrichtung s. Die Heiztrommel besteht aus einem hohlwandigen, außen mit Löschpapier beklebten Metallzylinder, der teilweise mit Wasser gefüllt ist und durch einen oder mehrere, auf die innere Mantelfläche wirkende Bunsenbrenner[467] t erwärmt wird, die an einem Gasrohr k nach unten stehend angeordnet sind, so daß die Flamme den innern Mantel an der vom Wasser bespülten Stelle trifft. Die Trommel ist auf dem Gasrohr k durch Speichen l gelagert. Bei der Drehung der Trommel wird der ganze Metallmantel gleichmäßig erwärmt und dadurch das Kopierpapier getrocknet, während es über die Trommel läuft. Die Wasserfüllung geschieht durch die Schraubenöffnung m und der Wasserablaß durch den Hahn n. Als Sicherheitsvorrichtung für den etwa ausströmenden Dampf sind zwei Rohre r angeordnet, die mit einem Ende in den Hohlkörper hineinragen.
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