[669] Kriegshunde, zu Kriegszwecken benutzte und abgerichtete Hunde. Römer, Griechen, Gallier, Cimbern, die iberischen und alemannischen Völkerstämme führten in ihren Heeren Hunde mit sich, die den Nahkampf unmittelbar unterstützten. Im Mittelalter bedienten sich die Spanier der Bluthunde, die Engländer benutzten sie in Jamaika, die Franzosen lernten ihre Verwendung von den Kabylen. Erst in neuerer Zeit sind Versuche gemacht worden, Geruch, Gehör und Orientierungsgabe der Hunde in den Dienst der Menschen zu stellen. Größe, Stärke und Wildheit, die Eigenschaften des ehemaligen Kriegshundes, sind der heutigen Verwendung eher schädlich, so daß man sich nach andern Rassen umsehen mußte. Versuche mit schottischen Schäferhunden und deutschen Jagdhunden ergaben infolge geringer Dressurfähigkeit ersterer und Jagdpassion letzterer negative Resultate. Eine vollständige Wandlung ergab die Schrift von E. v. Otto: »Der Kriegshund« (s. unten), in der ungeeignete Rassen bekämpft und nach praktischen Erfahrungen und Versuchen die Einführung des Airedaleterriers (s. Hund, S. 646) empfohlen wurde. Durch deutschen Armeebefehl darf nur noch diese Rasse neben deutschen Schäferhunden geführt werden, nachdem sie bei einer 1902 abgehaltenen Kriegshundprüfung in Frankfurt a. M. ihre Überlegenheit glänzend nachgewiesen hatte. Der unter Leitung des Vereins für deutsche Schäferhunde nach Exterieur wie Anlage hochgezüchtete deutsche Schäferhund beginnt seit neuerer Zeit sich dem Airedaleterrier ebenbürtig zur Seite zu stellen, doch scheint er sich für Sanitätszwecke besser zu eignen als für eigentlichen Kriegshunddienst (s. Sanitätshund). Dieser besteht in Sicherungsdienst, Botengängen, d. h. Überbringung von Meldungen, Ausarbeiten und Verfolgen menschlicher Fährten, Zutragen von Patronen zur Schützenkette, Wachtdienst beim Posten, Verbindung zwischen Abteilung und Posten, Aufsuchen von Verwundeten nach der Schlacht; letzteres die spezielle Aufgabe des Sanitätshundes. Der Kriegshund gehört in die vorderste Linie, nach dem Gefecht auf die Feldwache, zur Aufklärung des Geländes, zu allerlei Diensten bei der Verfolgung des Feindes. Der Kriegshund muß feinnasig, mit bestem Gehör begabt, temperamentvoll, flüchtig, ausdauernd, außerordentlich dressurfähig, wetterfest, voll Initiative und Intelligenz sein. Es könnte also nur ein hart behaarter (rauhhaariger, stockhaariger) Hund von Mittelgröße, dessen Sinnes- und Geistesanlagen in Durchzüchtung gesteigert und konstant gemacht werden, in Frage kommen. Der Bestand von Hunden beträgt in der deutschen Armee mindestens zwei fertige Hunde für jede Kompanie, nicht mehr als zwölf im Jägerbataillon. Der Klub für rauhhaarige Terriers (Sitz in Frankfurt a. M.) beschäftigt sich speziell mit Kriegshunden und überweist an Jägerbataillone geeignetes Material durch Schenkung; ebenso der Verein für deutsche Schäferhunde. In Österreich existiert seit Anfang 1905 der Österreich isch-ungarische Kriegshundklub, Sitz in Wien. Die wahllos nach Deutsch-Südwestafrika auf den Kriegsschauplatz 1904 geschickten Hunde aller Rassen haben sich selbstverständlich nicht bewährt, da sie undressiert, mit dortigen Bodenverhältnissen und Klima nicht vertraut, ihre Aufgabe nicht verstanden, die Sinnesanlagen bei dortiger andrer Bodenwitterung versagten. Nur einheimische oder in den Tropenländern gezüchtete Rassen könnten dort mit Erfolg herangezogen werden. Vgl. E. v. Otto, Der Kriegshund, dessen Dressur und Verwendung (Münch. 1894); v. d. Leyen, Vorschrift für die Behandlung, Dressur und Verwendung der K. bei den Jägerbataillonen (Berl. 1902). Die Schriften von Bungartz (»Der Kriegshund und seine Dressur« und »Der Hund im Dienste des Roten Kreuzes«, beide Leipz. 1892) und Melentjef (»Anleitung zur Ausbildung von Kriegshunden«, aus dem Russischen, Berl. 1891) sind veraltet.