Lambeaux

[72] Lambeaux (spr. langbō), Josef, belg. Bildhauer, geb. 13. Jan. 1852 in Antwerpen, bildete sich auf der dortigen Kunstakademie und ging dann für einige Jahre nach Paris. In drei kleinen Gruppen, die er 1875 in Antwerpen ausstellte, offenbarte er zuerst seine nach höchster Lebendigkeit der Darstellung strebende, realistische Richtung. Nachdem er seinen Wohnsitz in Brüssel genommen, schuf er außer zahlreichen Bildnissen den Entwurf zu einer Kolossalstatue: der Triumph des Lichtes, die zur Erinnerung an den Maler Wiertz auf einem seine Geburtsstadt Dinant überragenden Felsen aufgestellt worden ist, eine sitzende Bronzefigur des Dichters H. Conscience für die Bibliothek in Antwerpen, das Marmorstandbild des Abr. Ortelius, eine der die Gilden des 16. Jahrh. darstellenden Bronzefiguren auf dem kleinen Zaavelplaats in Brüssel und die Bronzestatue des Salvius Brabo mit der abgeschlagenen Hand des Riesen Antigonus für einen Brunnen vor dem Rathaus in Antwerpen (1887). 1889 stellte er einen 70 qm großen Karton: die menschlichen Leidenschaften, aus, der durch die Kühnheit der Komposition und die vortreffliche Behandlung der nackten Körper solchen Beifall fand, daß die belgische Regierung ihm die Ausführung als Marmorrelief übertrug. Von seinen übrigen Werken zeigen das höchste Maß an Virtuosität in der Durchbildung des Nackten die Bronzegruppe: der Kuß, ein im vollen Laufe dahineilendes Mädchen, das von einem Jüngling eingeholt wird (im Museum zu Antwerpen), die Ringkämpfer, der Kampf mit dem Adler, die Gruppe: die Trunkenheit, der Triumph des Weibes und die Verführung. Eine Bronzegruppe der Lucretia wurde im Park von Morimont zu Brüssel aufgestellt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 72.
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