Laon

[187] Laon (spr. lāng), Hauptstadt des franz. Depart. Aisne und der ehemaligen Landschaft Laonnais, 18 im ü. M., auf einer isolierten Anhöhe mehr als 100 m über dem Ardon gelegen, Knotenpunkt der Nord- und Ostbahn, Festung mit einer Zitadelle, Umwallungsmauer und mehreren Außenwerken, hat 5 Vorstädte am Fuß des Berges, viele altertümliche öffentliche Gebäude, darunter die Kathedrale Notre-Dame im gotischen Stil, 1170–1225 erbaut, mit schöner Fassade und 7 großenteils unvollendeten Türmen, ein ehemaliges bischöfliches Palais, jetzt Justizgebäude (das Bistum L. wurde 1790 aufgehoben), die Kirche St. Martin (ehemals Klosterkirche, aus dem 12. Jahrh.), eine romanische Templerkapelle (12. Jahrh.), ein 610 gegründetes Kloster, St.-Vincent, mit alter Kirche, und 2 andre aufgehobene Klöster, die jetzt als Gebäude der Präfektur und des Spitals dienen. L. zählt (1901) 13,402 (als Gemeinde 15,434) Einw., die Gemüsebau (berühmte Artischocken und Spargel), Fabrikation von Zwieback und Siebwaren und Handel mit Web- und Glaswaren treiben. Die Stadt hat ein Lyzeum, ein Mädchencollege, eine Lehrer- und eine Lehrerinnenbildungsanstalt, eine Bibliothek von 15,000 Bänden, ein Kunst- und Antiquitätenmuseum, eine Akademische Gesellschaft, ein Blinden- und Taubstummeninstitut, 2 Spitäler und ist Sitz des Präfekten und eines Assisenhofs. Sie ist Geburtsort der Könige Ludwig IV. und Ludwig V. und des Marschalls Sérurier, dem hier 1861 ein Denkmal errichtet wurde. – L. war im 5. Jahrh. eine gallische Festung, Landunum oder Lugdunum Clavatum genannt, und wurde bereits 515 ein Bischofssitz. Im 10. Jahrh. war es Residenz und letzte Besitzung der karolingischen Könige. 1419 wurde es von den Engländern, 1594 von König Heinrich IV. eingenommen. Hier siegten 9. und 10. März 1814 die Allierten unter Blücher über die Franzosen unter Napoleon (Schlacht bei L.). Zumal Marschall Marmonts Korps wurde völlig zersprengt und vermochte sich erst[187] hinter der Aisne wieder zu sammeln; außer 2500 Gefangenen und 1500 Toten und Verwundeten hatte es fast seine ganze Artillerie, 45 Geschütze und 131 Munitionswagen, verloren. Infolgedessen scheiterten Napoleons Angriffe auf L. am nächsten Tage (10. März), und er mußte sich mit einem Gesamtverlust von 9000 Mann zurückziehen, während die Verbündeten kaum 2000 eingebüßt hatten. Im letzten deutsch-französischen Kriege mußte sich die Zitadelle von L. der 6. preußischen Kavalleriedivision 9. Sept. 1870 ergeben; beim Einzug der deutschen Truppen wurde das Pulvermagazin von einem fanatischen französischen Unteroffizier in die Luft gesprengt, wodurch über 500 Personen, meist Einwohner der Stadt, aber auch 70 Mann vom 4. preußischen Jägerbataillon getötet und verwundet und große Verwüstungen angerichtet wurden. Vgl. Melleville, Histoire de la ville de L. (Laon 1846, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 187-188.
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