[691] Spargel (Asparagus L.), Gattung der Liliazeen, ausdauernde Kräuter oder Halbsträucher mit unterirdischer Grundachse, oft reichverzweigten, auch kletternden Stämmchen, sehr kleinen, schuppenförmigen, fleischigen bis häutigen, auch dornigen Blättern, in deren Achseln verlängerte Äste oder Büschel linealischer oder pfriemenförmiger steriler Zweiglein (Kladodien), bisweilen auch einzelne blattartig verbreiterte Zweige stehen, neben denen sich einzelne kleine, zwitterige oder diözische Blüten oder Blütendolden oder Blütentrauben finden; die Frucht ist eine kugelige, einsamige Beere. Etwa 100 Arten in den warmen und gemäßigten, namentlich in den regenarmen Gegenden der Alten Welt, 35 am Kap. Der gemeine S. (A. officinalis L.) treibt aus dem Rhizom fleischige, saftige, mit fleischigen Niederblättern spiralig besetzte, weißliche oder blaßrötliche Sprosse (Pfeifen), die sich über der Erde in den verzweigten, grünen, 0,61,5 m hohen, glatten Stengel verlängern. (S. Tafel »Gemüsepflanzen IV«, Fia. 17.) Die blattartigen Zweige sind nadelförmig, glatt, die Beeren scharlachrot. Der S. wächst von Spanien bis zur Dsungarei, vom Mittelmeer bis Norwegen, besonders an Flußufern, und wird in mehreren Varietäten als Gemüsepflanze kultiviert. Besonders empfehlenswert sind: Ruhm von Braunschweig, früher Argenteuil, früher Burgunder, Harburger Riesenspargel (für schweren Boden), Connovers Colossal, Erfurter Riesenspargel, Göschkes Superior Palmetto. Man zieht in rigoltem und gedüngtem Boden in Abständen von 90 cm Gräben von 28 cm Tiefe und 35 cm Breite, pflanzt in diesen auf 8 cm hohen Hügeln einjährige Pflanzen (Klauen), die 68 cm hoch mit Erde bedeckt werden. Im dritten Jahr bedeckt man die Pflanzen mit 33 cm hohen Erdhügeln und kann nun auch anfangen, etwa 35 der stärksten Pfeifen abzunehmen. Alle schwächern Triebe läßt man auswachsen. Zur Zeit des vollen Ertrags rechnet man 1 kg S. von der Pflanze. Die Stechzeit dauert zwei Monate, die Anlage liefert etwa 25 Jahre guten Ertrag. Als Dünger benutzt man Thomasmehl oder Superphosphat, Kainit oder Carnallit und Chilisalpeter. S. wird auch im freien Land, in Treibkasten, Warmhäusern etc. getrieben. Der ausgedehnteste Spargelbau befindet sich bei Braunschweig (1000 Hektar, im Land weitere 1000 Hektar und ebensoviel in angrenzenden Ortschaften Hannovers); große Anlagen haben auch Berlin, Lübeck, Horburg bei Kolmar, Ulm. Argenteuil versorgt Paris. Der S. enthält 2,26 Proz. eiweißartige Körper, 0,81 Fett, 0,47 Zucker, 2,80 sonstige stickstofffreie Substanzen, 1,54 Zellulose, 0,57 Asche, 92,04 Proz. Wasser; er wirkt harntreibend, in größern Mengen genossen als Aphrodisiakum und erzeugt wohl auch Blutharnen. Früher wurde die Wurzel arzneilich benutzt. Feinde des Spargels sind die Spargelfliege und der Spargelkäfer; ein Rostpilz, Puccinia asparagi DC., richtet bei ungünstiger Witterung oft großen Schaden an. Er bildet an den Stengeln im Frühjahr gelbe Flecke, später zimtbraune Pusteln, zuletzt schwarzbraune, oft strichförmige Polster (Spargelrost). Zur Bekämpfung verbrennt man im Herbst das befallene Kraut. Die Samen des Spargels hat man als Kaffeesurrogat verwertet. Columella gedenkt in seinem Buch »De re rustica« auch des Spargels. Auch von mehreren andern Arten im Mittelmeergebiet werden die Schößlinge wie die des gemeinen Spargels benutzt. Asparagus plumosus Baker mit zahlreichen kleinen, sehr zierlich verzweigten Stengeln und dünnen, borstigen Kladodien, A. Cooperi Baker mit kletternden Ästchen etc. werden als Zierpflanzen kultiviert; interessant ist der blätterlose, dornige A. horridus Baker, in Spanien und Griechenland. Vgl. Göschke, Einträgliche Spargelzucht (5. Aufl., Leipz. 1904); Wendisch, Anleitung zum Spargelbau (Neudamm 1895); Burmester, Der Braunschweiger Spargelbau (2. Aufl., Braunschw. 1898); Dreßler, Der S. (Berl. 1900); Böttner, Praktisches Lehrbuch des Spargelbaues (2. Aufl., Frankf. a. O. 1901); Rörig und Krüger, Spargelschädlinge (Plakat, Berl. 1905); Krüger, Der Spargelrost und die Spargelfliege und ihre Bekämpfung (Flugblatt des kaiserlichen Gesundheitsamtes, das. 1901).