Lochen

[646] Lochen, Herstellung von Löchern in Blech, Leder u. dgl. durch Ausschlagen der entsprechenden Teile, wobei die gelochten Platten, Blech etc. oder die herausgestoßenen Teile benutzt werden. Zur ersten Art gehören Nietlöcher, Löcher in Platten aller Art (L. im engern Sinne), Zähne an Sägeblättern, Räder und Zeiger für Uhren, die Augen der Nähnadeln, zur zweiten Bügel für Portemonnaies und Zigarrentaschen, Platten für Knöpfe, Münzen und Stahlfedern, Messer- und Schwertklingen, Löffel, Schnallen, Kettenglieder etc.

Fig. 1. Schraubendurchschnitt.
Fig. 1. Schraubendurchschnitt.

Das L. erfolgt mit Handwerks zeugen oder Maschinen. Zu erstern gehören die Durchschläge (Durchbrechmeißel), Ausschlageisen, Ausschlagbunzen, Putzmeißel, stählerne oder verstählte Stäbchen von 7–12 cm Länge, deren unteres verjüngtes Ende beliebig begrenzte Flächen bildet und mit den Kanten das Arbeitsstück durchschneidet. Man setzt sie auf das zu lochende Blech und schlägt gegen das obere Ende mit einem Hammer. Als Unterlage dient ein Holzstück, eine Platte aus Blei und Zinn oder endlich eine Lochscheibe (Lochring) aus Stahl mit mehreren Löchern von runder, viereckiger oder andrer Gestalt und von verschiedener Größe. Damit das herausgeschlagene Stück (Putzen) leicht durchfällt, erweitern sich die Löcher nach unten (Locheisen, Ausschlageisen und Dübbeleisen). Beim L. mit dem Lochring gibt man dem Durchschlag eine Geradführung. Diese Vorrichtungen bilden den Übergang zu den Maschinen, die als Durchschnitt (Durchstoß, Durchbruch, Schnitt, Lochmaschine, Lochwerk, Stoßmaschine) vielfache Anwendung finden. Mit dem Durchschnitt können kleine und große Löcher sehr regelmäßig und schnell hervorgebracht werden. Für viele Metallarbeiten ersetzt ein Durchschnitt das Bohren sowie Arbeiten mit der Laubsäge und Feile. Bei der Lochmaschine liegt der Lochring (Matrize) auf einer horizontalen Unterlage, während der Stempel in vertikaler Richtung auf und nieder bewegt wird und beim Arbeiten in die Lochscheibe eintritt. Den notwendigen Druck oder die Triebkraft erteilt man dem Stempel durch Schrauben, Hebel, Exzenter u. hydraulische Pressen (hydraulische Durchschnitte).

Fig. 2. Hebeldurchschnitt.
Fig. 2. Hebeldurchschnitt.

Bei Durchschnitten mittlerer Größe wendet man oft (Fig. 1) eine Schraube a mit mehrfachem Gewinde an, die an ihrem untern Ende auf einem in senkrechten Führungengehenden Schieber den Stempel c trägt. Um eine bedeutende Kraft ausüben zu können, wird die Schraube durch Querarme A gedreht, die oft mit Schwunggewichten wie bei der Spindelpresse ausgestattet sind, so daß der Stempel durch Stoß wirkt. Bei den Hebel durchschnitten (Fig. 2) wird der Stempel d von dem Hebel a abwärts gedrückt, und zwar sehr zweckmäßig mittels eines Fußtrittes p und Zugstange b, weil der Arbeiter dadurch die Hände frei behält. Fig. 3 zeigt einen Hebeldurchschnitt mit Handhebel h und Exzenter bei a. Die Kraftäußerung kann hierbei auch durch Daumen oder Exzenter erfolgen, die mit einer rotierenden Welle verbunden sind. Für transportable Durchschnitte hat sich die Anwendung des Kniehebels (in Verbindung mit zwei Winkelhebeln, Schraubenpaar und Wendeeisen) besonders praktisch erwiesen. Ganz kleine Hebeldurchschnitte führt man in Gestalt einer Zange aus, die statt eines Maules Stempel und Matrize besitzt (Lochzange). Bei großen Durchschnitten, den eigentlichen Lochmaschinen, wird der Stempel in einem senkrecht zwischen einer Führung gleitenden Kopf befestigt, der am obern Ende durch ein Exzenter niedergedrückt wird. Um die Löcher an der richtigen Stelle zu erzeugen, wird der Stempel im Mittelpunkt seiner Grundfläche mit einer kurzen Spitze versehen, die man auf den vorgezeichneten Mittelpunkt[646] des Loches aufsetzt. Aus demselben Grund ist es notwendig, den Antrieb der Maschine so einzurichten, daß die Stempelbewegung augenblicklich ausgerückt werden kann, ohne daß man gezwungen ist, die ganze Maschine in ihrem Lauf zu unterbrechen (Stempelausrückvorrichtungen).

Fig. 3. Exzenterdurchschnitt.
Fig. 3. Exzenterdurchschnitt.

Damit der Stempel beim Rückgang das Arbeitsstück nicht mitnehme, ist an dem Maschinengestell eine dem Stempel umschließende Gabel (die Froschplatte) befestigt, die ein Abstreifen des Arbeitsstückes bewirkt. Solche Lochmaschinen pflegt man auch mit Parallelscheren zu kombinieren und so einzurichten, daß der Antrieb in der Mitte des Ständers liegt und eine Seite des Ständers eine Lochmaschine, die andre eine Parallelschere bildet (s. Schere). Man verwendet die Lochmaschine auch oft dazu, von starken Platten Teile abzutrennen, indem man Löcherreihen nach den Trennungslinien erzeugt. Um aus glühenden Eisenstäben sechseckige Schraubenmuttern mit einem runden Loch in der Mitte auszudrücken, ordnet man zwei Stempel an, die ineinander liegen und sich so verschieben, daß der eine erst die Mutter und darauf der andre das runde Loch ausdrückt. Kleinere Maschinen dieser Art dienen zur Anfertigung von Kettengliedern u. dgl.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 646-647.
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