Mikszáth

[795] Mikszáth (spr. mikßāt), Koloman, neben Jókai der bedeutendste ungar. Erzähler der Gegenwart, geb. 16. Jan. 1849 in Szklabonya (Nograder Komitat), trat nach Absolvierung seiner Gymnasial- und Universitätsstudien (letztere an der juridischen Fakultät in Budapest) in seiner Heimat in den Komitatsdienst, den er jedoch bald verließ, um sich ausschließlich der journalistischen und schriftstellerischen Tätigkeit zu widmen. Anfang der 1870er Jahre in Budapest, später in Szegedin, erregte er mit seinen Dorfgeschichten aus Oberungarn solches Aufsehen, daß er sich nun ausschließlich der erzählenden Dichtung zuwandte. In rascher Reihenfolge erschienen nun aus Mikszáths Feder zahlreiche Romane und Novellensammlungen, während er gleichzeitig als Feuilletonist hervorragender Blätter tätig war. Von seinen Werken seien genannt: »Die slowakischen Vettern« (1881), »Die guten Palóczen« (1882), »Kieselsteine« (1883), die beiden Sammlungen geistvoller politischer Satiren:»Das geehrte Haus« (1886) und »Club und Couloir« (1888); ferner die Romane: »Der Zauberkastan«, »Der Regenschirm des heiligen Petrus«, »Das Gespenst in Lubló«, »Prakowsky, der taube Schmied« (1897), »Geschichte einer sonderbaren Ehe«, »Die neue Zrinyias« (1898), »Der schwarze Hahn« (1901) u. a. Seine bis 1902 sämtlich in Budapest erschienenen Werke sind in einer Sammlung von 20 Bänden zur Gesamtausgabe gelangt. Eine Übersetzung ausgewählter Werke, von Sponer u. a., erschien in 4 Bänden (Leipz. 1898), auch in Meyers Volksbüchern, in Reclams Universal-Bibliothek etc. M. ist seit 1882 Mitglied der Kisfaludy- und der Petöfi-Gesellschaft, seit 1887 Reichstagsabgeordneter. Er ist ein Erzähler von starker Originalität und Urwüchsigkeit, ein scharfer Analytiker der Volksseele, dazu ein glänzender Beobachter, ein wandlungsreicher Causeur, dem zur sprachlichen Virtuosität ebenso tiefe, warme Empfindung wie sonniger, lachender Humor und scharfe, geistvolle Ironie zur Verfügung stehen. Schwächer sind seine Werke in Hinsicht der Komposition. Von seinen Schriften sind zahlreiche ins Deutsche, Französische, Englische, Italienische, selbst ins Schwedische, Serbische und Russische übersetzt worden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 795.
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