Munif Pascha

[259] Munif Pascha, türk. Minister, geb. 1832 in Ain tab am Euphrat von arabischen Eltern, kam 1843 in das Übersetzungsbureau nach Konstantinopel und 1856 zur türkischen Gesandtschaft nach Berlin, wo er Heines Gedichte in das Persische und Urquharts Werk »The spirit of the East« ins Türkische übersetzte. 1860 heimgekehrt, wurde er wieder im Übersetzungsbureau angestellt, aus dem er wiederholt austrat, um die Posten eines Handelsgerichtspräsidenten, eines Präsidenten der Munizipalität von Pera und Galata und eines Unterstaatssekretärs im Polizeiministerium zu bekleiden. Doch wurde er nach kurzer Zeit dieser Ämter wieder entsetzt; schließlich verlor er auch seine Stelle als erster Dragoman des Diwans, weil er dem Sultan Abd zu Asis als radikaler Reformer verdächtigt wurde. Denn M. trieb eifrig Schriftstellerei, übersetzte Voltaire, redigierte eine wissenschaftliche Monatsschrift und korrigierte sogar eine türkische Übersetzung der Bibel. 1873 wurde er zum türkischen Botschafter in Teheran ernannt und übernahm 1877 und wieder 1885 das Unterrichtsministerium. Für die Hebung des öffentlichen Unterrichts leistete er Bedeutendes; er eröffnete das Museum für antike Kunst in Konstantinopel und verschaffte der preußischen Regierung den Ferman für die Ausgrabung der pergamenischen Skulpturen. In seinen Mußestunden verfaßte er ein arabisches Wörterbuch.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 259.
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