Ölkuchen

[44] Ölkuchen, die Rückstände, die beim Pressen ölhaltiger Sämereien in den Ölmühlen gewonnen werden und in Form runder, quadratischer oder trapezförmiger Kuchen in den Handel kommen. Sie enthalten noch 7–20 Proz. Öl, das auch durch den stärksten Druck nicht mehr gewonnen werden kann, sowie sämtliche stickstoffhaltige und mineralische Bestandteile der Samen. Man benutzt sie in der Landwirtschaft zur Fütterung oder zur Düngung oder behandelt sie nach dem Pulvern im Desintegrator mit Lösungsmitteln für Fette, um noch einen Teil des Öls zu gewinnen, und erhält dann ein Ölkuchenmehl mit nur 2–4 Proz. Öl. Einige im Handel vorkommende Mehle enthalten jedoch eine den Kuchen gleiche Menge Fett, wie Leinmehl (9–13 Proz.) und Baumwollsamenmehl (12–18 Proz.). Am häufigsten sind im Handel: Lein-, Raps-, Rübsen-, Leindotter-, Mohn-, Hanf-, Bucheckern-, Erdnuß-, Baumwollsamen-, Sesam-, Palmkern-, Kokosnuß-, Sonnenblumensamen, Madie-, Niger-, Candlenußkuchen. Von geringerer Bedeutung sind Walnuß-, Kapok-, Mandel-, Soja-, Maiskeim- und Kürbiskernkuchen. Für die Düngung beruht der Wert der Ö. auf den Mineralstoffen und dem Stickstoff, für die Fütterung auf diesem und dem Öl, aber auch noch auf dem Geschmack und der Verdaulichkeit. Ö. aus geschälten Samen haben höhern Futterwert als solche aus ungeschälten Samen. Die Ö. werden auf besondern Maschinen (Ölkuchenbrechern) in grobes Pulver verwandelt oder aufgelöst. Man füttert sie meist trocken, als Überstreu über andres Futter und in Quantitäten bis zu mehreren Kilogrammen auf 1000 kg Lebendgewicht Rindvieh. Für Jungvieh zieht man die Leinsamen den aus diesen zu gewinnenden Ö. vor, die von Raps etc. kann man hier gar nicht verwenden. An Pferde füttert man nur Leinkuchen und auch diese mehr nur als diätetisches Mittel bei Verstopfungen. Milchkühe sollen nicht über 1 kg auf den Tag und Mohnkuchen gar nicht erhalten, dem Mastvieh gibt man alle Arten und bis zu 2,5–3,5 kg auf den Kopf und Tag. Feinen Wollschafen bringen die Ö. keinen Nutzen; Mastschafen gibt man bis 200 g für 50 kg Lebendgewicht, säugenden Mutterschafen aber nur höchstens 100 g; Schweinen sagt Körnerfutter besser zu. In gutem Zustand enthalten die Ölkuchen:

Tabelle

Die Einfuhr von O. und Ölkuchenmehl in Deutschland betrug 1904: 5,585,580 dz im Werte von 64,642,000 Mk., die Ausfuhr 1,982,037 dz im Werte von 21,348,000 Mk. Vgl. Kornauth, Die landwirtschaftlich[44] wichtigen Rückstände der Ölfabrikation (Wien 1888); E. Michelsen, Die O. und ihre Verfälschung (Leipz. 1878); v. Ollech, Die Rückstände der Ölfabrikation als Futtermittel (Bresl, 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 44-45.
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