[519] Paulus Diacŏnus, Sohn Warnefrids, langobard. Geschichtschreiber, geb. um 720 in Friaul aus edlem Geschlecht, lebte am Hofe der Langobardenkönige Aistulf und Desiderius und dann am Hofe des Herzogs Arichis von Benevent, Gemahls der Königstochter Adelperga. Für diese schrieb er vor 781 seine »Historia romana«, die bis auf Justinian geht (Monumenta Germaniae histor., Auctores antiquissimi, Bd. 2; Sonderdr., Berl. 1879), eine Kompilation aus verschiedenen ältern Geschichtswerken. Wann er als Mönch in das Kloster Monte Cassino eintrat, wissen wir nicht; 783 rief ihn Karl d. Gr. an seinen Hof, und hier war er eins der hervorragendsten Mitglieder des literarischen Kreises, der den König umgab. Auf Karls Befehl verfaßte er eine Homiliensammlung (»Omiliarius«, von 14821569 oft gedruckt und auch ins Deutsche übersetzt); auch schrieb er hier »Gesta episcoporum Mettensium« (Monumenta Germaniae histor., Scriptores, Bd. 2). 787 nach Monte Cassino zurückgekehrt, verfaßte er eine ausführliche Erläuterung der Benediktinerregel und das leider unvollendet gebliebene Hauptwerk seines Lebens, die »Historia Langobardorum« (Monumenta Germaniae histor., Scriptores rer. Langobardicarum etc.; Sonderdr., Hannov. 1878; deutsch von Abel, 2. Aufl., Leipz. 1888), die den Sagenschatz und die mündlichen Überlieferungen von der Geschichte des langobardischen Volkes enthält. Außerdem gibt es von P. noch eine Anzahl Gedichte, Grabschriften und Briefe (Monumenta Germaniae histor., Poetae latini aevi Karolini, Bd. 1, Berl. 1880). Sein Todesjahr ist unbekannt. Vgl. Dahn, Langobardische Studien, Bd. 1: P. (Leipz. 1876); Jacobi, Quellen der Langobardengeschichte des P. (Halle 1877); Loeck, Die Homiliensammlung des P., die unmittelbare Vorlage des Otfriedschen Evangelienbuches (Kiel 1890).