Posse [2]

[208] Posse, 1) Arvid, Graf, schwed. Staatsmann, geb. 15. Jan. 1820 auf Rosendal (Schonen), gest. 24. April 1901 in Stockholm, war 1840–49 im praktischen Justizdienst tätig und widmete sich dann der Bewirtschaftung seiner Güter. Als Mitglied des Ritterhauses im Ständereichstag verfocht er seit 1856 die Vorrechte des Adels und zählte zu den schärfsten Gegnern der Verfassungsreform von 1866, ließ sich aber nach deren Annahme in die Zweite Kammer wählen, wo er 1876–80 den Vorsitz führte und als Führer der von ihm mitbegründeten radikalen Landmannpartei oft eine ausschlaggebende Rolle spielte. Nach dem Rücktritt L. de Geers bildete er 19. April 1880 ein neues Kabinett, nahm aber im Juni 1883 seine Entlassung, da die von ihm geplante Durchführung einer gleichzeitigen Steuer- und Heeresreform am Widerstand seiner eignen Partei scheiterte. Hierauf war er (bis 1889) Präsident des Kammergerichts, 1881–90 auch Mitglied der Ersten Kammer.

2) Otto, deutscher Archivar, geb. 29. Juli 1847 zu Weißensee in Thüringen, studierte 1867–71 in Göttingen und Berlin Geschichte und Staatswissenschaften, war 1872–73 Assistent am Marburger Staatsarchiv, arbeitete darauf im Geheimen Haupt- und Staatsarchiv zu Weimar und folgte im Herbst 1874 einem Ruf an das Dresdener Hauptstaatsarchiv, wo er im Juli 1906 zum Direktor und Geheimen Regierungsrat aufrückte; seiner Leitung untersteht die Redaktion des »Codex diplomaticus Saxoniae regiae«, von dem er Bd. 1–3 der 1. Abteilung selbst herausgab (Leipz. 1881–98). Er schrieb: »Die Reinhardsbrunner Geschichtsbücher« (Leipz. 1872); »Anal acta Vaticana« (Innsbr. 1878); »Die Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin« (Leipz. 1881); »Die Lehre von den Privaturkunden« (das. 1887); »Die Siegel der Wettiner, der Landgrafen von Thüringen und Herzöge von Sachsen« (das. 1888–93, 2 Bde.); »Die Hausgesetze der Wettiner bis zum Jahr 1486« (das. 1889); »Die Wettiner. Genealogie des Gesamthauses Wettin« (das. 1897); »Die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum Jahre 1500« (Dresd. 1903–1906, 2 Bde.); »Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige« (das. 1906, Bd. 1, wird 5 Bde. umfassen).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 208.
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