Riccio

[896] Riccio (spr. rittscho), David, der unglückliche Vertraute der Königin Maria Stuart von Schottland, aus Poncalieri in Piemont, war Sekretär des Erzbischofs von Turin, begleitete 1561 dessen Schwager, den Grafen von Moretta, auf einer Gesandtschaftsreise nach Schottland und lenkte durch seine musikalische Begabung die Aufmerksamkeit der Königin auf sich, die ihn 1564 zu ihrem Sekretär für die französische Korrespondenz ernannte. Durch Treue und Diensteifer erwarb sich R. die Gunst der Königin und gewann bedeutenden Einfluß auf die Geschäfte. Ein unerlaubtes Verhältnis bestand zwischen R. und Maria nicht; allein die Stellung, die der Emporkömmling gewonnen hatte, gab zu Verdächtigungen Anlaß und verdroß namentlich den Gemahl der Königin, Grafen Darnley, der R. als den Urheber des Widerstandes betrachtete, den sein Bestreben, an der Regierung Anteil zu erhalten, bei Maria fand. Daher verband er sich mit dem Kanzler Morton und einigen Lords, R. aus dem Wege zu räumen. Am 9. März 1566 drangen die Verschwornen in das Zimmer der hochschwangern Königin, wo Lord Ruthven den Günstling angriff, der dann, ins Vorzimmer geschleppt, von mehr als 50 Stichen durchbohrt wurde.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 896.
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