Septŭaginta

[351] Septŭaginta (lat., »die Siebzig«), gewöhnliche Bezeichnung (LXX) der den sogen. siebzig Dolmetschen zugeschriebenen griechischen Übersetzung des Alten Testaments. Über ihre Entstehung gab es schon in der vorchristlichen Zeit jüdische, nachher auch von den Christen angenommene Fabeln (s. Aristeas). Die wahren Gründe ihrer Entstehung sind in dem Umstand zu suchen, daß die in Alexandria in großer Anzahl lebenden Juden das Alte Testament in der Ursprache nicht mehr zu lesen vermochten, daher im dritten bis ersten vorchristlichen Jahrhundert allmählich eine griechische Bibel nötig hatten. Der ungleiche Wert der Übersetzung der einzelnen Bücher deutet auf mehrere Verfasser hin. Der Text ist mitunter fast ebensoviel Bearbeitung wie Übersetzung und enthält nicht nur im hebräischen Kodex nicht befindliche Zusätze zu Daniel und Esther, sondern auch mehrere ganze im alttestamentlichen Kanon nicht befindliche Bücher, die Apokryphen (s. d.). Dennoch erlangte die S. frühzeitig großes Ansehen und ward selbst in den Synagogen neben dem hebräischen Text gebraucht. Insbesondere behaupteten von ihr die Kirchenväter göttliche Inspiration und stellten sie dem Original gleich. Da sich infolge der zahlreichen Abschriften viele Fehler einschlichen, suchte schon Origenes den Tert wiederherzustellen. Seine »Hexapla« (s. d.) enthielt den Text der S., zusammengestellt mit den Übersetzungen des Aquila, des Symmachos und des Theodotion. Die katholische Normalausgabe erschien 1586, neu herausgegeben von L. van Eß (Leipz. 1824, zuletzt 1887). Die neuern Ausgaben beruhen meist auf den beiden Hauptkodices: »Vaticanus« und »Alexandrinus«; die besten sind die von Tischendorf (7. Ausg., Leipz. 1887) u. von Swete (2. Aufl., Cambridge 1895–99, 3 Bde.); eine neue begann P. de Lagarde (Bd. 1, Götting. 1883). Hilfsmittel zum Verständnis der S. sind Schleusners »Novus thesaurus in LXX« (Leipz. 1820–21, 5 Bde.) und »A concordance to the Septuagint« von Hatch und Redpath (Oxford 1892–97, 2 Bde.). Vgl Frankel, Vorstudien zu der S. (Leipz. 1841); Nestle, Septuagintastudien (Ulm 1886–96, 2 Tle.); Rahlfs. Septuagintastudien (Götting. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 351.
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