Sombart

[590] Sombart, 1) Anton Ludwig, Politiker, geb. 14. Sept. 1816 auf dem Rittergut Hausbruch bei Hattingen a. d. Ruhr, gest. 20. Jan. 1898 in Elberfeld, war zuerst Landmesser, 1848–50 Bürgermeister von Ermsleben (Regbez. Merseburg), wurde darauf Landwirt und Mitbesitzer einer von ihm begründeten Zuckerfabrik in Ermsleben, die er bis 1875 leitete, worauf er nach Berlin übersiedelte, um sich seiner parlamentarischen Tätigkeit ausschließlich zu widmen. 1861–93 war er Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, in dem er sich der nationalliberalen Fraktion anschloß. Ebenso war er Mitglied des Zollparlaments, des Norddeutschen und bis 1878 des deutschen Reichstags. Abgesehen von seiner fruchtbringenden Tätigkeit für den Geometerstand, das einheitliche Maß- und Gewichtssystem, das Veterinärwesen, die landwirtschaftlichen Kreditverhältnisse und die Zuckerindustrie, beruht Sombarts Hauptverdienst in der Förderung der innern Kolonisation in Deutschland, und mit seinem Namen unzertrennlich verbunden ist das preußische Rentengutsgesetz vom 27. Juni 1890 (s. Rentengüter), für das er ein vorbildliches Beispiel gab durch die Umwandlung seines Ritterguts Steesow (Westprignitz) in ein blühendes Bauerndorf.

2) Werner, Volkswirt, Sohn des vorigen, geb. 19. Jan. 1863 in Ermsleben, studierte in Berlin und Pisa Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre, war 1888–90 Syndikus der Handelskammer in Bremen, folgte 1890 einem Ruf als außerordentlicher Professor in Breslau und 1906 einem solchen als Professor an die Handelshochschule in Berlin. Sein bekanntestes Werk ist: »Sozialismus und soziale Bewegung im 19. Jahrhundert« (Berl. 1896; 5. Aufl., Jena 1905; in viele fremde Sprachen übersetzt). S. schrieb ferner: »Die römische Campagna« (Leipz. 1888); »Der moderne Kapitalismus« (das. 1902, 2 Bde.); »Die deutsche Volkswirtschaft im 19. Jahrhundert« (Berl. 1903); »Die gewerbliche Arbeiterfrage« und »Gewerbewesen« (in der Sammlung Göschen, Leipz. 1904); »Das Proletariat« (Frankf. 1906); außerdem zahlreiche Aufsätze in verschiedenen Zeitschriften, namentlich in Brauns »Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik«, das er seit 1904 u. d. T.: »Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik« zusammen mit M. Weber und E. Jaffé herausgibt (als Sonderdruck daraus: »Warum gibt es in den Vereinigten Staaten keinen Sozialismus?«, Tübing. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 590.
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