Sternkarten

[3] Sternkarten, Darstellung der Himmelskugel mit den Sternen auf einer ebenen Fläche, gewöhnlich in stereographischer oder zentraler Projektion (vgl. Landkarten, S. 110). Die älteste bemerkenswerte Sammlung von S. ist Bayers »Uranometria« (Augsb. 1603), 51 Blätter nebst einem Katalog von 1706 Sternen; gleichfalls aus dem 17. Jahrh. ist Schillers »Coelum stellatum christianum« (das. 1627) in 55 Blättern, worin an die Stelle der alten Sternbilder die Apostel, Propheten und Heiligen gesetzt waren, sowie Hevels »Firmamentum Sobiescianum« (Danz. 1690), 54 Blätter mit 1900 Sternen. Verdrängt wurden diese Atlanten durch Flamsteeds »Atlas coelestis britannicus« (Lond. 1729, 28 Bl.; kleinere Ausg. von Fortin, Par. 1776, und neu aufgelegt 1795), der 2919 Sterne enthält. 1782 erschien Bodes »Représentation des astres« (Berl.), auf 34 Blättern 5058 Sterne enthaltend, worauf seine 20 großen Himmelskarten in der »Uranographia« (das. 1801; 2. Aufl., das. 1819) mit 17,240 Sternen folgten. Diese ältern Karten, auf denen überdies die ausführliche Zeichnung der Sternbilder sehr störend wirkt, konnten dem Bedürfnis der Astronomen nicht mehr genügen, seitdem man das Mikrometer zur Beobachtung der Kometen und Planeten anwandte; es kam jetzt darauf an, möglichst viel Sterne, auch schwächere, in der Karte zu haben Hardings »Atlas novus coelestis« (Götting. 1822; neue Ausg., Halle 1856), der auf 27 Tafeln 120,000 Sterne enthält, war in dieser Hinsicht epochemachend. Eine bis dahin unbekannte Vollständigkeit zeigen die »Akademischen S.«, die auf Bessels Anregung von der Berliner Akademie der Wissenschaften 1830–59 veröffentlicht wurden und alle Sterne zwischen 15° nördlicher und südl. Deklination bis herab zur neunten und teilweise bis zur zehnten Größe enthalten. Diese Karten haben bei der ersten Aufsuchung des Planeten Neptun und bei der Entdeckung der Planetoiden wesentliche Dienste geleistet. Für derartige Zwecke genügt es aber, alle Fixsterne in der Nähe der Ekliptik genau zu verzeichnen, da jeder Planet zweimal bei seinem Umlauf die Ekliptik schneidet; dies gab den Anlaß zur Entwerfung der »Ekliptikalkarten« von Hind, Chacornac, Palisa und Peters. Die »Bonner S.« (Bonn 1863 u. 1887) enthalten auf 64 Blättern sämtliche Sterne des nördlichen Himmels bis 23° südl. Deklination bis zur 9,5. Größe. Die Fortsetzung nach Süden, bis 42° Deklination, bildet die »Cordoba-Durchmusterung« (Cordoba 1893). Die vollständigste Sternkarte wird die zurzeit in Ausführung begriffene photographische Himmelskarte bilden, die alle Sterne bis zur 13. Größe enthalten soll (vgl. Astrophysik, S. 13); einige Bruchstücke derselben sind bereits erschienen. Darstellungen des dem bloßen Auge sichtbaren Himmels, die auch für Laien geeignet sind, sind: Argelander, Neue Uranometrie (Berl. 1843); Littrow, Atlas des gestirnten Himmels (4. Aufl., das. 1886); Heis, Neuer Himmelsatlas (Köln 1872); Gould, Uranometria Argentina (Cordoba 1877); Houzeau, Uranometrie générale (Brüssel 1878); Klein, Sternatlas (Köln 1887); Schurig, Himmelsatlas (Leipz. 1886); Messer, Sternatlas für Himmelsbeobachtungen (Petersb. 1888, 2. Aufl. 1902). Vgl. die Sternkarten des nördlichen und südlichen Himmels sowie der Äquatorialgegend beim Artikel »Fixsterne«.[3]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 3-4.
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