[298] Talma, François Joseph, franz. Schauspieler, geb. 15. Jan. 1763 in Paris, gest. daselbst 19. Okt. 1826, begann seine öffentliche theatralische Laufbahn im April 1787 auf dem Théâtre-Français als Seïde im »Mahomet« von Voltaire und wurde zwei Jahre später Sozietär dieses Hauses. Später begründete er das Théâtre de la République, auf dem er große Triumphe feierte, gastierte auch in der Provinz, in London und Belgien. Die Wahrheit seiner Darstellungen, die Natürlichkeit des Spieles sowie der Anstand und die Treue, womit er sich zuerst in Rollen der Antike des geschichtlichen Kostüms statt des modernen französischen bediente, eröffneten eine neue Epoche in der dramatischen Kunst Frankreichs. Seine Hauptrollen waren: Seïde, Orest, Vendôme, Hamlet, Regulus, Karl IX., Sulla etc. Napoleon I. hatte ihn oft unter seiner Umgebung, so 1808 in Erfurt und 1813 in Dresden. Seine »Réflexions sur Lekain et sur l'art théâtral« (Par. 1825, neue Ausg. 1874) zeugen von tiefer Einsicht in das Wesen der Schauspielkunst. Seine »Mémoires historiques et littéraires« wurden herausgegeben von Moreau (Par. 1826) und A. Dumas (das. 184950, 4 Bde.). Vgl. Lemercier, Notice historique sur T. (Par. 1827); Copin, T. et la Révolution (das. 1886); Warin, Mémoires sur T. (hrsg. von H. d'Alméras, Par. 1904). Auch seine Gattin Charlotte Vanhove, geb. 10. Sept. 1771 im Haag, gest. 11. April 1860 in Paris, erst als Mademoiselle Vanhove, dann (bis 1794) als Madame Petit-Vanhove und zuletzt (seit 1802) als Madame T. bekannt, war eine der größten Schauspielerinnen ihrer Zeit, zog sich aber schon 1811 von der Bühne zurück. Sie schrieb »Études sur l'art théâtral« (Par. 1835).