[219] Talma, François Joseph, geb. 13. Jan. 1763 in Paris; verlebte mit seinem Vater, einem Zahnarzte, seine Jugend in England; kam 15 Jahre alt nach Paris, kehrte aber bald nach London zurück u. verband sich dort mit einem jungen Franzosen zur Aufführung von Schauspielen mit solchem Erfolg, daß ihm der Antrag gemacht wurde in London die Bühne zu betreten. Familienverhältnisse veranlaßten ihn jedoch nach Paris zurückzukehren, wo er 1787 zuerst in der neu errichteten königlichen Declamationsschule als Orest in Iphigenia in Tauris austrat, sogleich zum Debüt auf dem Théâtre Français gelassen wurde u. als Saïde in Voltaires Mahomet seine theatralische Laufbahn begann. Ausgezeichnetes Talent, feurige Beredsamkeit, biegsames Organ, edle Gesichtszüge, regelmäßiger Körper u. geistige Bildung erhoben ihn als tragischen Schauspieler aus eine hohe Stufe. Die Wahrheit seiner Darstellungen, die Natürlichkeit seines Spiels u. die Treue, mit welcher er sich zuerst des geschichtlichen Costumes (er trat zuerst in der Rolle des Titus m römischer Kleidung aus) bediente, begründeten eine neue Epoche in der französischen Kunst. Während der Revolution übernahm er die Direction der in der Straße Richelieu spielenden Section des Théâtre Français. Napoleon I. schätzte ihn sehr, zog ihn öfters in seine Umgebungen u. zeichnete ihn mehrfach aus. Daß jedoch T. dem Kaiser Unterricht ertheilt habe, wie sich dieser bei öffentlichen Feierlichkeiten mit Würde benehmen müsse, ist nicht erwiesen. Beim Congreß zu Erfurt 1808 war T. bei der französischen Schauspielergesellschaft, welche Napoleon begleitete. 1813 war er in Dresden u. Leipzig, 1817 in England u. Belgien; er st. 19. Oct. 1826 in Paris u. wurde auf dem Kirchhof Père la Chaise (nach seiner Bestimmung ohne kirchlichen Beistand) begraben. Seine beiden Kinder aus der Ehe mit der Schauspielerin Caroline Vanhove (später Mad. Petit-Vanhove), ließ er protestantisch erziehen. Im Théâtre Français wurde ihm ein Denkmal errichtet. Er schr.: Réflexions sur l'art théâtral, Par. 1815; gab auch Lekain's Memoiren heraus. Vgl. Moreau, Mémoires hist. et lit. sur T., Par. 1826.