[158] Vigfússon, Gudbrand, namhafter Forscher auf dem Gebiete der altnordischen Philologie, geb. 13. März 1827 in Frackanes auf Island, gest. 31. Jan. 1889 in Oxford, bezog 1849 die Universität Kopenhagen und wurde 1856 zum Stipendiaten der arnamagnäischen Stiftung ernannt. Seit 1864 lebte er in England, zuerst in London, dann in Oxford, wo er 1871 zum Master of arts honoris causa promoviert wurde, später auch eine Professur für isländische Sprache und Literatur erhielt. Das erste bedeutendere Werk, das V. veröffentlichte, ist die Abhandlung über die Chronologie der isländischen Sagas (im »Safn til sögu Islands og íslenzkra bókmenta«. Bd. 1, Kopenhagen 1856); in weitern Kreisen machte er sich bekannt durch sein großes altnordisches Wörterbuch (»Icelandic-English dictionary«, Oxf. 186974), zu dem er die Sammlungen des früh verstorbenen Engländers Rich. Cleasby benutzen konnte. Seine übrigen Arbeiten bestehen wesentlich in Ausgaben altnordischer Texte: der »Biskupa Sögur« (mit Jón Sigurdsson, Kopenh. 185678); der »Bárdhar saga Snæfellsáss« und andrer kleiner Erzählungen (»Nordiske Oldskrifter«, Bd. 27, das. 1860); der »Fornsögur« (Vatnsdæla, Hallfredhar saga, Flóamannasaga, Leipz. 1860, mit Th. Möbius); der »Eyrbyggja« (das. 1864); der »Flateyjarbók« (mit Unger, Christiania 186068); der »Sturlunga saga« (Oxf. 1878, 2 Bde.); des »Corpus poeticum boreale«, einer Sammlung der altnordischen Poesie (das. 1883, 2 Bde.); der »Orkneyinga saga« und »Hákonar saga Hákonarsonar« (»Icelandic sagas«, Lond. 1887, 2 Bde.). Aus seinem Nachlaß herausgegeben wurden die »Origines Islandicae«, eine Sammlung der wichtigern isländischen Sagas mit englischer Übersetzung (Oxf. 1905, 2 Bde.). V. war Ehrendoktor der universität Upsala und Mitglied der Münchener Akademie der Wissenschaften. Vgl. den Nekrolog von Maurer in der »Zeitschrift für deutsche Philologie«, Bd. 22 (1889).