[59] Abtreiben, 1) (Jagdw.), aus einem Theil eines Jagdreviers alles Wild durch Vollendung des Treibens wegtreiben od. wegschießen; 2) vom alten Thiere, gegen die Zeit der Brunst, das Kalb nicht mehr bei sich dulden; 3) vom stärkern Hirsch, während der Brunst den schwächern vom Brunftplatz verjagen; 4) (Bienenz.), so v.w. Austrommeln u. Austreiben, s. Bienen; 5) (Bergw.), eine Gewerkschaft, die der andern zu nahe im Felde kommt, rechtmäßig zum Weichen zwingen; 6) vorwärts bringen, bes. Stollen u. Minengänge; 7) mit der Zimmerung vorausgehen, was in schüttigem Gebirge nöthig ist, daher auch Abtreibearbeit; 8) bei der Grubenmauerung den Raum zum Einbau eines Gewölbes vorrichten; 9) durch Feuersetzen, Schießen etc. locker gewordene Gesteinswände vollends umwerfen; 10) bei Seifenwerken, die Geschiebe mit der Seifengabel auswerfen; 11) (Seew.), von der Richtung des Curses durch Wind od. Strömung entfernt werden; 12) (Forstw.), so v.w. Abholzen, bes. einen Wald (Abtrieb, Abtriebsschlag)[59] so abholzen, daß nach Wegnahme des Holzes durch Selbstbesamung od. Ausschlagen der Wurzeln ein neuer junger Wald entstehen, od. das Land zu Acker od. Wiese urbar gemacht werden kann; 13) (Cupellation, Hüttenw.), ein edles Metall von den ihm beigemengten fremdartigen Stoffen dadurch reinigen, daß letztere im Feuer verflüchtigt od. mit andern, zu denen sie eine nähere Verwandtschaft haben, verbunden u. so von dem edlen Metall entfernt werden. So wird das dem Silber von der Amalgamation anhängende Quecksilber durch Verflüchtigung, erdige Stoffe u. unedle Metalle durch zugesetztes Blei, mit dem sie sich in der Schmelzhitze verbinden u. das dabei selbst verglast, entfernt. Im Kleinen geschieht es auf der Capelle unter der Muffel; im Großen auf dem Treibeheerd (Abtreibheerd), einem runden mit einem Gemenge von Thon od. Kalk (Heerdmasse), festgeschlagenen Heerde, an dessen Seite sich ein Windofen befindet. Der Arbeiter, welcher die Abtreibearbeiten verrichtet, heißt der Abtreiber. Der Treibheerd selbst hat 2 Öffnungen; die eine, der Feuerung gegenüber, die Schurgasse, durch welche immer frisches Werkblei abgesetzt wird; die andere, dem Gebläse gegenüber, die Glättgasse, durch welche man das oxydirte Blei (Glätte) mit dem Glätthadern abfließen läßt. Das A. von 100 Centnern Werkblei dauert ungefähr 30—36 Stunden; nach dieser Zeit überzieht sich das zurückgebliebene Silber mit einem ganz schwachen Häutchen von Bleioxyd, das eben so schnell verschwindet, als es entstanden ist u. sich durch ein Farbenspiel, Silberblick, zu erkennen giebt; das Product heißt das Blicksilber.