Ambra [1]

[396] Ambra (Amber), eine eigenthümliche, von jeher in der Parfümerie u. Medicin angewendete Substanz. Der echte graue A. (A. grisea) wird an den Küsten tropischer Länder (China, Japan, Sumatra, Brasilien u. a.) in Stücken von verschiedener, zuweilen sehr ansehnlicher Größe aus dem Meere gefischt od. auch an Felsen hängend gefunden, u. erzeugt sich wahrscheinlich als Coucrement in den Gedärmen der Pottfische, ist meist grau, gewöhnlich mit schwarzer Rinde; innerlich mit weißen, gelben, braunen od. schwarzen Adern; aus zähen, zerbrechlichen Blättern bestehend. Von angenehmem, sich selbst in freier Luft Jahrhunderte lang erhaltendem Geruch, daher zu Räucherwerk gebraucht u. von den Türken in Kugelform (Ambrakügelchen) des Wohlgeruchs wegen auf die angebrannte Tabakspfeife gelegt; fast ganz geschmacklos, wird in der Wärme biegsam, schmilzt bei mäßiger Hitze u. fängt leicht Feuer; Äther u. ätherische Öle lösen ihn auf; Hauptbestandtheil Amberine (s.d.) mit etwas balsamischem Extract, etwas Benzoesäure u. fremdartigen Theilen. Es kommt selten rein in den Handel. In der Medicin wurde er sonst als nervenstärkendes Mittel geschätzt, jetzt wird er mit Zucker in Pulverform (Ambrazucker) als Reizmittel für den Geschlechtstrieb gebraucht, jedoch ihm gewöhnlich der Moschus substituirt, s. auch Ambraspecies. Man hat auch weißen u. vorzüglich schwarzen A.; theils schlechtere u. unreine Naturproducte, theils künstliche Gemische. Flüssiger A. (A. liquĭda), s. Liquidambar; Gelber A. (A. flava), so v.w. Bernstein.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 396.
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