Blähsucht

[839] Blähsucht, 1) (Flatuléntia, Med.), bei Menschen, s. Blähungen; 2) so v.w. Windsucht; 3) (Trommelsucht, Auflaufen, Windsucht, Thierarzneik.), Krankheit der Hausthiere, bes. des Rindviehes, der Schafe u. Ziegen, jedoch auch der Pferde, u. eine Folge von zu jungem, überhäuftem Futter, bes. bei der Kleefütterung, von hastigem Fressen, schlechter, gestörter Verdauung, bes. nach Hungern des Thieres, zu scharfem Treiben bei starkem Winde. In Folge der Ansammlung einer großen Menge kohlensauren Gases in Pansen, Löser u. Gedärmen entsteht übermäßige Ausdehnung u. Spannung des Bauches; wird nicht schleunige Hülfe geleistet, so erfolgt schon nach einigen Stunden der Tod. Mittel dagegen sind gasaufsaugende Mittel: Steinöl, Salmiakgeist, ungelöschter Kalk in Wasser u. Branntwein aufgelöst, od. man begießt die Thiere stark mit kaltem Wasser, od. reibt sie auf der linken Seite tüchtig mit Strohwischen, od. bewirkt durch gleichmäßigen anhaltenden Druck auf die linke aufgetriebene Flanke Rülpsen, od. man stößt dem Thiere einen Peitschenstiel od. einen Schlundstoßer in den Hals bis in den Vormagen; wo aber das Leben bedroht ist, nimmt man häufig seine Zuflucht auch zum Bauchstich mittelst des Troicars, od. in dessen Ermangelung mit einem Messer in die sogenannte Hungergrube. Auch das Aufzäumen, wo man den Thieren ein Strohseil durch das Maul zieht u. auf dem Kopf zusammenbindet, damit sich die Luft entleere, ist wirksam. Vgl. J. C. Ribbe, Über die Aufblähungskrankheiten der wiederkäuenden Haus- u. Nutzthiere etc., Lpz. 1819; Bäßler, Das Auflaufen des Rindviehes, ebd. 1845.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 839.
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