Creolisch

[519] Creolisch (engl. u. fr. Creole), 1) die aus europäischen Sprachen verderbten Jargons der Neger in Westindien. Man unterscheidet: a) Neger-Englisch (engl. Negro-English, bei den Negern selbst Ningre-tongo, Ningre, auch Bakra), der Negerjargon, welcher in Surinam gesprochen wird; die Structur im Allgemeinen ist englisch, auch sind viele Wörter dem Englischen entlehnt, mehr jedoch aus dem Holländischen, woraus es sich fortwährend bereichert. Vgl. Wörterbücher von Focke (Leyd. 1855) u. Wullschlägel (Löbau 1856); Grammatische Schriften von einem Anonymus (Paramaribo 1798); Helming van der Vegt (Amst. 1844) u. Wullschlägel (Bautzen 1854); Das Neue Testament (Lond. 1829 u. 1846); b) Neger-Portugiesisch, ebenfalls[519] in Surinam, wo eine Anzahl portugiesische Juden viele Sklaven besaßen, die sich die Sprache ihrer Herren aneigneten; dieser Jargon wird gegenwärtig nur noch von einem Stamme freier Buschneger am obern Saramacca gesprochen; c) Neger-Holländisch (Negro-dutch, gewöhnlich, aber irrthümlich, Dänisch-Creolisch genannt), wird von den Negern auf St. Thomas, St. Croix u. St. John gesprochen; der Kern ist holländisch; dänische, französische u. englische Wörter sind nur in geringer Anzahl beigemischt; Grammatik, Kopenh. 1770, das N. T. wurde wiederholt (Kopenh. 1781, 1818, Barby 1802) gedruckt; d) Neger-Spanisch od. Spanisch-Creolisch, ein verderbtes Spanisch, mit einigen holländischen Worten untermischt, wird von den Negern auf Curaçao gesprochen; Gespräche in Holländisch- u. Neger-Spanisch gab, Putman (Santarosa, Curaçao 1853) heraus; das Evangelium des Matthäus erschien 1844. Über ein besonderes C-es Jargon auf Cuba ist nichts Näheres bekannt; e) Neger-Französisch od. Französisch-Creolisch, auf Haiti, Guadalupe, Martinique u. Trinidad; Katechismus u. Grammatik erschien in Paris 1842. Vgl. Ducoeur-Joly, Manuel des habitants de St. Dominique, Par. 1802, 2 Bde.; Bonneau, Les noirs, les jaunes et la littérature française en Haiti, in Revue contemporaine, 1956, 29. Bd.; 2) das portugiesische Jargon, welches in Ostindien zu Goa, Diu u. Mahé von den Nachkömmlingen der Portugiesen u. deren Mischlingen u. vielen einheimischen Katholischen Christen gesprochen wird.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 519-520.
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