Deïsmus

[804] Deïsmus (v. lat., eigentlich vom Theismus nur insofern verschieden, als D. vom lat. deus, Theismus aber vom griech. ϑεός herkommt), 1) der religiöse Glauben, welcher das Dasein Gottes annimmt, Gott aber nur unter dem allgemeinen Begriffe der Vollkommenheit als Weltursache denkt, ohne weiter auf andere Eigenschaften einzugehen, während der Theismus Gott als persönliches Wesen annimmt u. ihn unter Begriffen denkt, die aus der menschlichen Natur entlehnt sind u. zur denkbar größten Vollkommenheit steigert; 2) im engeren Sinn, die Überzeugung vom Dasein Gottes u. seiner Weltregierung aus bloßen Gründen der Vernunft, im Gegensatz u. mit Verwerfung der Offenbarung u. Dogmen, od. der religiöse Glaube, welcher von Principien a priori od. von den metaphysischen Begriffen ausgeht u. alle Dogmen verwirft. Man hat daher auch die Naturalisten, sogar die Atheisten mit dem Namen Deïsten bezeichnet, bes. Collins u. Tindal, u. des Ersten Discourse of free-thinking, den Katechismus des Deisten, u. Tindals Christianity as old as the creation, die Bibel der Deisten genannt. Vgl. Lechler, Geschichte des evangelischen D., Stuttg. 1841.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 804.
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