Digitalīn

[150] Digitalīn (Chem.), C16H14O7, eine in der Digitalis purpurea sich findende organische Base, welche so dargestellt wird: das alkoholähnliche Extract der trockenen Pflanze wird mit Wasser behandelt, so lange dasselbe noch einen bitteren Geschmack annimmt, der wässerige Auszug mit Bleioxyd u. Bleiessig digerirt, bis letztererkeine Fällung mehr hervorbringt, aus dem Filtrat durch Schwefelsäure das Bleioxyd entfernt u. aus der nun mit Ammoniak neutralisirten Flüssigkeit das D. mittelst Gerbstoff gefällt; der Niederschlag wird mit Bleioxyd u. Bleiessig zusammengerieben u. mit Alkohol ausgezogen; der vom Blei durch Schwefelwasserstoff befreite Niederschlag liefert durch Verdunstung die Base in krystallinisch, gelblichweißen Massen; es ist höchst bitter, löst sich in 1000 Theilen Wasser, leicht in Alkohol, weniger leicht in Wasser; bei 100° färbt es sich, bei 250° wird es weich u. bläht sich unter Gasentwickelung auf; nach dem Erkalten bleibt eine wenig bittere, auch scharfe u. zusammenziehende Masse zurück. Salpetersäure löst das D. mit goldgelber Farbe; concrete Schwefelsäure wird durch das D. sogleich geschwärzt, nach einigen Tagen ist die Lösung rothbraun u. zuletzt carmoisinroth. Beim Kochen mit Salzsäure spaltet sich das D. u. liefert Krümelzucker u. eine andere, nicht näher untersuchte Substanz. Das D. ist stickstofffrei.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 150.
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