Erweichung

[872] Erweichung, 1) (Chem.), so v.w. Maceration; 2) (Malacia, Malacosis), ein bis jetzt noch nicht erklärter, bald auf Entzündung überhaupt, od. eigenthümliche Art, bald auf gestörte, od. aufgehobene Ernährung etc. zurückgeführter Zustand der Gewebe u. Theile des Körpers, wobei dieselben entweder blos weicher, schlaffer u. leicht zerreißbar geworden sind, ohne sonst wesentlich in ihrer Textur gelitten zu haben, od. zugleich auch schon theilweise Zerstörung derselben stattgefunden hat, od. dieselben in eine gleichartige ihrer Farbe entsprechende, od. mehr gelbliche, weißliche, grünliche, bleifarbige, aschgraue, livide, röthliche, weinhesenartige od. schwärzliche, breiige, od. noch mehr flüssige Masse verwandelt sind, worin nur noch einzelne od. gar keine Spuren ihrer früheren Texturen zu erkennen sind, meist ohne üblen Geruch, bald mit Vergrößerung, bald mit Verkleinerung der Theile, bald langsam, oft ohne Fieber verlaufend, in der Regel ohne od. mit unbedeutenden Schmerzen, die Verrichtungen der Theile im Anfange u. bei niederen Graden oft wenig störend, meist Begleiter von Kachexien u. geschwächten Constitutionen, bei Kindern vorzüglich, mit großer Schwäche verbundenen Fiebern, Scorbut, Wassersuchten, Bluterguß in die Gewebe u. mancherlei Entartungen der Theile vorkommend. Eine sichere Heilmethode gibt es nicht; höhere Grade sind meist unheilbar. Die E. kommt am häufigsten vor im Gehirn, Rückenmark, dem Magen, den Gedärmen, Knochen, der Milz u. Leber, aber auch fast alle andere Gewebe u. Theile können davon befallen werden; 3) Heilverfahren, wodurch die widernatürliche Härte von Theilen, Geschwülsten etc., durch erweichende Mittel entfernt wird.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 872.
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