Nasiräer

[688] Nasiräer (Nasir [hebr.], ein von der menschlichen Gesellschaft Abgesonderter); daher Nasirim (Nasiräer), diejenigen Israeliten, welche dem Jehova zur Enthaltsamkeit geweiht, alles was vom Weinstock kam, so wie jedes herauschende Getränk, u. Essig meiden mußten u. das Haar nicht verschneiden, auch Todte nicht berühren durften. Das Gelübde (Nasiräergelübde) wurde entweder auf die ganze Lebenszeit, u. dann hießen sie Nasire Olam, od. nur auf eine bestimmte Zeit, dann Nasire Jamim, abgelegt. Wenn es auch ungewiß bleibt, ob Jephta u. Paulus unter die erstere Klasse gehörten, so ist es dagegen von Simson, Samuel u. Johannes dem Täufer unzweifelhaft. Letztere beschränkten ihr Gelübde auf 30 Tage, mußten nach Ablauf der Zeit ihres Gelübdes im Heiligthum ein Lamm als Brand-, ein jähriges Schaf als Sünd- u. einen Widder als Dankopfer, nebst einem Korbe voll ungesäuerter, aus seinem Mehl gebackner Ölkuchen, so wie dem nöthigen Speis- u. Trankopfer darbringen. Die Haare schor der Priester ab u. warf sie ins Feuer des Brandopfers, zuletzt wurde der gekochte Bug des Widders nebst einem Ölkuchen u. Opferfladen durch Priester geweiht. Aufgehoben wurde das Nasiräat, wenn der N. sich durch die Nähe einer Leiche verunreinigt hatte, u. er mußte am siebenten, letzten der gebotenen Reinigungstage das Haupthaar abscheeren, am folgenden Tage ein Sünd-, Brand- u. Schuldopfer bringen u. dann das N. von Neuem beginnen. Ähnliches fand sich bei andern Völkern, bes. auch bei den Ägyptiern. Die Bibel spricht darüber 4. Mos. 6,1 ff.; vgl. Leg, De nasiraeatu, Gött. 1789.[688]

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 688-689.
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